Noch einmal schlafen, dann ist Weihnachten.
Ich kann es nicht glauben, wie schnell die letzten Wochen vergangen sind. Nicht nur die letzten Wochen, ich finde auch, dass die letzten Monate beziehungsweise das ganze Jahr. Mir kommt es vor, als habe ich eben erst die Kugeln, die Glöckchen und das Engelshaar wieder zurück in ihren Schachteln verstaut, da beginnt es auch schon wieder festlich in der Stube zu glitzern. Da duftet es in der Küche nach himmlischen Gewürzen und Leckereien, nach warmen Gebäck und Nelken und Zucker und Zimt.
Nach Weihnachten!
In der Stube brennen bereits am Nachmittag Kerzen, eingebettet in einem Kranz aus duftendem Tannengrün mit dicken, im Wald gesammelten Zapfen darauf. Ein einzelner kleiner Stern funkelt vorwitzig zwischen den Kiefernnadeln hervor und macht das ganze festlich.
Mehr braucht es nicht.
Bei uns steht die kleine Tanne schon seit ein paar Tagen. Ich bin ganz happy mit meinem Bäumchen und hätte nie zuvor gedacht, wie sehr ich einmal diese reduzierte, bescheidene
Dekoration mag.
Als meine Kinder noch klein waren, konnte ich es für sie nicht bunt genug schmücken. Sogar die Lichterketten um die Fenster herum leuchteten mit ihren farbenfrohen Lämpchen ausgelassen tief in die Winternacht hinaus.
Dennis liebt grüne Christbaumkugeln.
Ben ausschließlich die blauen.
Natascha mag verliebtes Pink am Tännchen.
Eva liebt traditionellen, roten Christbaumschmuck.
Mein Mann liebt Fotos, aber letztendlich ist es ihm egal was ans Bäumchen kommt. Eigentlich braucht er ja überhaupt keinen Baum.
Sagt er.
Und ich?
Ich mag weisse Schleifen, verfrorenes Silber und schillerndes Lametta am Baum.
Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, im nächsten Jahr einen Familienbaum zu schmücken. Mit grünem und blauen Christbaumschmuck daran, mit pinkfarbenen und roten Kugeln, mit lost places- und Eisenbahnbrückenfotos daran. In die Lücken hänge ich meinen beschlagenen Silberschmuck, falls es welche gibt. Ich sehe heute schon vor mir, wie die Lichterketten ihre Köpfe zusammenstecken und über unser Bäumchen flunkern.
Aber bleiben wir in diesem Jahr, in dem der Baum so bleibt wie ist ist. Vielleicht steht genau dieser kleine, bescheidene Baum für das Jahr einundzwanzig.
Denn wieder einmal war das Jahr durch die Pandemie bedingt mit vielen Unsicherheiten und Sorgen behaftet. Durchsteht man diese Zeiten, wird man schnell bescheidener, demütiger vielleicht. Und man erkennt plötzlich, was überflüssig ist. Was wirklich wichtig ist. Denn das sollte nach diesen verrückten und und fordernden Jahr nun wirklich bei jedem angekommen sein.
Den heiligen Abend werden mein Mann und ich gemütlich Zuhause
verbringen.
Vielleicht unternehmen wir nach dem Frühstück einen langen Spaziergang. Tannenduft schnuppern, Zapfen sammeln und diese wunderbare, herrliche
Ruhe geniessen. Nichts fühlt sich danach besser an, als nach hause zu
kommen wo einem der knisternde und vertraute Duft von Weihnachten umarmt.
Ein Duft, so ein wenig wie Kindheit.
Ein Duft, so einwenig wie Glück.
Wir werden uns vermutlich die dickbauchige Kanne randvoll mit aromatischem Tee kochen, sämtliche Kerzen anzünden, Weihnachtsplätzchen knabbern und alle Bücher gleichzeitig lesen, die sich schon so lange auf dem Wohnzimmertisch stapeln. Während gegen Abend in den umliegenden Häusern die Lichter angehen, werden wir zusammen in der kleinen Küche kochen, dabei Weihnachtsradio hören und an einem Glas Sekt nippen.
Wie in jedem Jahr werden wir traditionelles Essen kochen. Köttbullar
mit Bandnudeln und Preiselbeeren. Dazu gibt Feldsalat und zum Nachtisch
ein Schälchen Vanilleeis mit einem Schuß Eierlikör daüber. Das hat sich über die Jahre fest eingespielt und darf auf gar keinen Fall verändert werden. Raclette, Fondue und Kartoffelsalat bekommen bei uns erst gar kein Chance.
Am ersten Weihnachtstag werde ich zum Spätdienst fahren, denn ein Klinikbetrieb kennt keinen Feiertag. Während es bei den meisten Zuhause im Wohnzimmer nach Rotkohl und Weihnachtsganz duftet und sich die pausbäckigen Engel auf der hölzernen Weihnachtspyramide so lange im Keise drehen, bis es ihnen schwindelig wird, haben die Teams in den Krankenhäusern wenig Zeit für Besinnliches und Glückseligkeit. Das Gleiche gilt natürlich auch für Lokführer, Zugbegleiter, Taxifahrer und Piloten, und für alle anderen, die an den Feiertagen ihrer Arbeit nachgehen.
Der zweite Weihnachtsfeiertag ist nach einem Jahr der Zwangspause, (... der Pandemie geschuldet) Familientag. Ich persönlich freue mich in erster Linie darauf, wieder einmal einen Tag mit der Familie zu verbringen, schöne Gespräche zu führen, im Warmen zu sitzen, miteinander zu essen, zu spielen und zu lachen. Natürlich werden wir uns vorher testen, so dass wir grünes Licht für unseren ersehnten Familientag haben werden.
Ich bin dankbar, dass meine Lieben alle gesund sind und ich wünsche mir vom Christkind nichts mehr, als das es so bleibt. Ein besseres Geschenk gibt es wie ich finde nicht. Gesundheit lässt sich mit keinem Geld der Welt kaufen. Es ist purer Luxus, Zeit mit den Liebsten genießen zu dürfen.
"Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne das ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird." Siddharta Gautama Buddha
Auf der ganzen Welt ist und bleibt Weihnachten ein Trost in der unsteten Zeit. Ein Anker für die Menschheit.
Lasst uns am Heiligen Abend alle eine Kerze anzünden, um die Welt und die Menschheit für einen Moment miteinander zu verbinden. Lasst uns einen Kokon aus Lichtern weben, der vom Himmel aussieht wie ein funkelfeiner Stern. So ein Wunderglitzerding mit Zacken. Wäre das nicht ein unvorstellbar schöne Verabredung, so ein kleines, großartiges Teamprojekt?
Meine Lieben. Ich wünsche euch von Herzen Frohe Weihnacht! Habt ein unvergessliches, bezauberndes, glitzerndes und wunderschönes Fest. So schwer die letzten Monate auch waren, versucht ein paar Stunden alles loszulassen. Sammelt nur schöne Momente, schafft neue Erinnerungen. Inhaliert dieses schöne Gefühl von Wärme und Miteinander, dass schöne Gefühl der Weihnacht.
Alles Liebe! xox, Meisje