Martha Argerich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Martha Argerich (2015)

Martha Argerich (* 5. Juni 1941 in Buenos Aires) ist eine argentinisch-schweizerische[1] Pianistin.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Martha Argerich (1962)

Martha Argerich wurde als Tochter des Mathematikprofessors Juan Manuel „Tirano“ Argerich (1909–2000) und seiner Frau Juana, geb. Heller (1920–1989), in Buenos Aires geboren.[2] Ihre Familie mütterlicherseits emigrierte wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem russischen Zarenreich nach Argentinien. Dort lebte sie in einer Siedlung für jüdische Einwanderer in der Provinz Entre Ríos, die Baron Maurice de Hirsch gefördert hatte.

Zum Klavierspiel kam Argerich beim Besuch eines Kindergartens in Buenos Aires. Hier konnte sie eine den Kindern vorgespielte Melodie am Klavier fehlerlos nachspielen.[3] Daraufhin erhielt sie ihren ersten Klavierunterricht und wurde dann von 1946 bis zum Alter von elf Jahren von Vincenzo Scaramuzza unterrichtet. Als Siebenjährige debütierte sie 1949 mit Beethovens 1. Klavierkonzert zusammen mit dem Orquesta Sinfónica de Radio El Mundo unter der Leitung von Alberto Castellanos.

1955 übersiedelte die Familie nach Europa, wo Argerich ihr Studium bei Friedrich Gulda in Wien fortsetzte. Ihre Eltern waren dort auf Veranlassung des argentinischen Präsidenten Juan Perón an der argentinischen Botschaft beschäftigt. Im Jahr 1957 gewann Argerich den 1. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni in Bozen sowie beim Concours international d’exécution musicale de Genève[4]. Im Alter von etwa zwanzig Jahren zog sie sich nach der Geburt ihrer ersten Tochter infolge einer Lebenskrise vollständig aus dem Konzertbetrieb zurück. Erst nach Interventionen ihres Lehrers Stefan Askenase trat sie 1964 wieder in die Öffentlichkeit. Im Jahr 1965 wurde sie durch den Gewinn des 1. Preises beim Internationalen Chopin-Wettbewerb weltbekannt und konzertierte als Solistin international mit renommierten Dirigenten und Orchestern.

Etwa seit 2004 konzentrierte sie sich verstärkt auf Kammermusik. Zudem trat sie auch gemeinsam mit Musikern auf wie etwa Nelson Freire, Gabriela Montero, Gidon Kremer, Mischa Maisky, Cristina Marton, Mauricio Vallina oder ihrer langjährigen Duo-Partnerin Lilya Zilberstein. Von 2002 bis 2016 leitete sie ein eigenes Festival „Progetto Martha Argerich“ in Lugano. Seit 2018 veranstaltet sie mit den Symphonikern Hamburg in der Laeiszhalle das jährliche Martha Argerich Festival.

Argerich engagiert sich zudem für die Förderung junger Klaviertalente und wirkt als Jurorin bei internationalen Wettbewerben. Als Mitglied der Jury des Chopin-Wettbewerbs geriet Argerich 1980 in Furor, nachdem Ivo Pogorelich – den sie als Genie bezeichnete – bereits nach der dritten Runde ausgeschieden war, woraufhin sie die Jury aus Protest verließ.

Argerich ist für ihr temperamentvolles Spiel bekannt. Viele ihrer Interpretationen sind mittlerweile legendär; dazu gehören das 3. Klavierkonzert in d-Moll von Rachmaninow, das 1. Klavierkonzert in b-Moll von Tschaikowski oder das 3. Klavierkonzert in C-dur von Prokofjew.

Argerich war in erster Ehe mit dem Dirigenten und Komponisten Robert Chen verheiratet, mit dem sie eine Tochter hat: die Bratschistin Lyda Chen-Argerich. Die Ehe wurde 1964 geschieden. Von 1969 bis 1973 war sie mit dem Schweizer Dirigenten Charles Dutoit verheiratet, aus der Ehe ging die Tochter und spätere Schauspielerin Annie Dutoit hervor. Durch diese Eheschließung erhielt sie das Schweizer Bürgerrecht. Aus einer kurzen Ehe mit dem US-amerikanischen Pianisten und Dirigenten Stephen Kovacevich entstammt ihre dritte Tochter Stéphanie Argerich-Blagojevic.

Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufnahmen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentarfilme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Georges Gachot: Martha Argerich. Conversation nocturne. Idéale Audience, ARTE France, BR, 2002 (deutscher Titel: Martha Argerich, Nachtgespräch)
  • Stéphanie Argerich: Argerich – Bloody Daughter, Frankreich/Schweiz 2012 (Originaltitel: Argerich)[9]
  • Holger Preuße, Philipp Quiring: Martha Argerich in Warschau, sounding images, ZDF, ARTE, 2020
Commons: Martha Argerich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Rodrigo Carrizo Couto: Examining a Martha-daughter relationship Interview mit Stéphanie Argerich über ihre Mutter, swissinfo.ch 24. Januar 2013.
  2. piano, Martha Argerich. Abgerufen am 5. November 2023.
  3. Interview mit Dean Elder in: Clavier, September 1979 (englisch, Auszüge).
  4. Martha Argerich – Biographie. Sommets Musicaux de Gstaad, abgerufen am 3. September 2022.
  5. a b Staatskapelle Berlin: Martha Argerich. Abgerufen am 6. Oktober 2021.
  6. Martha Argerich cittadina onoraria, Giudici: “È un momento storico” tio.ch, 23. Juni 2010 (italienisch).
  7. Preisträger 2014 echoklassik.de
  8. 2016 Autumn Conferment of Decoration on Foreign Nationals (PDF, englisch), S. 6.
  9. Martin Meyer: Mutter Martha und ihre Töchter nzz.ch, 4. April 2013.
  10. Olivier Bellamy: Martha Argerich. Die Löwin am Klavier penguinrandomhouse.de, mit Leseprobe.