Ausland

Zur Ausweitung des Kampfs gegen dschihadistische Gruppen haben die Militärmachthaber in Niger gestern Abend eine „Generalmobilmachung“ ausgerufen.

Die Junta beschloss außerdem, dass während der Mobilmachung Eigentum beschlagnahmt werden kann, wie aus einem Kabinettsbeschluss hervorgeht, den die Nachrichtenagentur AFP am Samstag einsehen konnte. Jeder Bürger sei verpflichtet, einem Einberufungsbefehl Folge zu leisten und „unverzüglich Maßnahmen zur Verteidigung des Vaterlandes durchzuführen“.

Junta: Zum Schutz der Bevölkerung

Die Maßnahmen seien notwendig, um „die Integrität des Staatsgebiets zu wahren“ und „die Bevölkerung zu schützen“, hieß es in der Erklärung der Junta. Niger ist seit rund zehn Jahren mit tödlicher Gewalt durch Dschihadistengruppen konfrontiert, die mit Al-Kaida und der Miliz Islamischer Dschihad in Verbindung stehen.

Alleine in diesem Jahr wurden dabei nach Angaben der NGO Acled fast 2.000 Menschen getötet. Im Südosten des Landes verüben auch die Islamistengruppen Boko Haram und Islamischer Staat in Westafrika (ISWAP) tödliche Anschläge.

Auf Seite Russlands gewechselt

Das Militär in Niger hatte im Juli 2023 den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt. Wie andere Länder in der Region wandte es sich daraufhin verstärkt Russland zu und forderte westliche Truppen auf, das Land zu verlassen. Die französische Armee, die US-Armee und die deutsche Bundeswehr zogen sich daher aus Niger zurück.

Vor fünf Jahren hatte Niger die Truppenstärke seiner Armee auf 50.000 Soldaten verdoppelt.

Die Bürgerinnen und Bürger des Kosovo sind heute schon zum zweiten Mal in diesem Jahr an die Urnen gerufen, ein neues Parlament zu wählen. Bei der Wahl im Februar verloren Ministerpräsident Albin Kurti und seine Partei Vetevendosja (Selbstbestimmung) nach vier Jahren die absolute Mehrheit.

Seither war Kurti nur geschäftsführend im Amt, denn er fand weder die nötigen Koalitionspartner, noch bildete sich eine Regierungsmehrheit gegen ihn. Die erneute Parlamentswahl soll Klarheit bringen.

Innenpolitischer Stillstand

Mangels einer handlungsfähigen Regierung herrschten heuer im Kosovo politischer Stillstand und Reformstau. Dabei hinkt der Kosovo bei der EU-Integration hinter den anderen Westbalkan-Staaten hinterher.

Die frühere serbische Provinz Kosovo spaltete sich 2008 nach dem Kosovo-Krieg 1998/99 und Jahren unter UNO-Verwaltung von Serbien ab. Belgrad erkennt das nicht an. Die EU hat aber eine Normalisierung zwischen den beiden zur Voraussetzung im Annäherungsprozess gemacht.

Der wegen eines Putschversuchs inhaftierte brasilianische Ex-Präsident Jair Bolsonaro wird nach Angaben seiner Frau erneut operiert. Nach einer Leisten-OP werde bei dem 70-Jährigen ein Eingriff am Zwerchfell vorgenommen, um seinen chronischen Schluckauf zu behandeln, teilte seine Ehefrau Michelle Bolsonaro gestern via Instagram mit.

Ihr Mann leide seit neun Monaten unter täglichem Schluckauf. Die Ärzte wollen demnach den Zwerchfellnerv blockieren. Bolsonaro leidet gesundheitlich unter den Folgen einer Bauchverletzung durch einen Messerangriff während des Wahlkampfs 2018. Nach dem Angriff musste er mehrfach operiert werden.

Der rechtspopulistische Ex-Präsident war am Mittwoch in die Privatklinik DF Star in Brasilia eingeliefert worden. Einen Tag später wurde er an der Leiste operiert. Der Eingriff verlief nach Angaben seiner Frau „ohne Komplikationen“.

Bolsonaro ist seit Ende November in Brasília inhaftiert, nachdem er mit einem Lötkolben versucht hatte, seine Fußfessel zu lösen.

Die britische Armee führt einen neuen freiwilligen Wehrdienst ein. Im März soll es zunächst rund 150 Menschen unter 25 Jahren ermöglicht werden, eine bezahlte einjährige Militärausbildung zu absolvieren, teilte das Verteidigungsministerium gestern mit.

Das Pilotprojekt, mit dem die Regierung die Rekrutierung ankurbeln will, sei „ohne Verpflichtung über den Kurs hinaus“. Langfristig soll es „bei Interesse“ auf mehr als tausend Plätze erweitert werden.

Die Wehrpflicht in Großbritannien war in den 1960ern Jahren abgeschafft worden. Laut Zahlen des britischen Verteidigungsministeriums hat die Armee im Zeitraum 2022/23 rund 38 Prozent weniger Rekruten ausgebildet als im Zeitraum 2019/20.

Die Schweiz kann sich ⁠nach Einschätzung ihres scheidenden Armeechefs Thomas Süssli nicht allein gegen einen Großangriff verteidigen und muss angesichts der wachsenden Bedrohung durch Russland ihre Militärausgaben erhöhen. Das Land sei zwar auf Angriffe von nicht staatlichen Akteuren auf kritische Infrastruktur und auf Cyberangriffe vorbereitet, sagte Süssli der „Neuen Zürcher Zeitung“ in einem gestern veröffentlichten Interview.

APA/AFP/Fabrice Coffrini (Archivbild)

„Was wir nicht können: Bedrohungen aus der Distanz abwehren oder gar einen umfassenden Angriff auf unser Land“. Die Armee habe nach wie vor große Ausrüstungslücken, sagte ⁠Süssli, der sein Amt zum Jahresende niederlegt. „Es ist belastend zu wissen, dass im Ernstfall nur ein Drittel aller Soldatinnen und Soldaten voll ausgerüstet wäre“, sagte Süssli.

Die Schweiz hat zugesagt, die Verteidigungsausgaben schrittweise auf etwa ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis etwa 2032 zu erhöhen. Derzeit liegt der Anteil bei rund 0,7 Prozent.

Inland

Die grüne Fraktionsführerin im U-Ausschuss, Nina Tomaselli, hat die Ermittlungen nach dem Tod von Ex-Justizsektionschef Christian Pilnacek scharf kritisiert. „Wenn wir als Politik beobachten, dass bei Ermittlungen dermaßen schlecht vorgegangen wurde, dann muss ein politischer Aufklärungsprozess in Gang gesetzt werden, an dessen Ende Konsequenzen stehen können“, sagte sie in einem gestern veröffentlichten APA-Interview.

Welche Konsequenzen es geben könnte, darauf könne der Untersuchungsausschuss hinarbeiten, meinte Tomaselli. „Wir wissen, dass bei der Spurensicherung geschlampt worden ist“, sagte sie, Beweise wie Handy und Smartwatch seien nicht gesichert worden. Wenn die Ermittlungen bei einer derart prominenten Person eine so schlechte Qualität hätten, „wie schaut es dann bei einem Durchschnittsbürger aus?“, stellte sie in den Raum.

Kritik an FPÖ- und ÖVP-Vorgehen

Kritik übte Tomaselli auch am Verhalten ihrer blauen und schwarzen Pendants im Vorfeld des U-Ausschusses. FPÖ-Fraktionsführer Christian Hafenecker und ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger würden das Duell suchen. Noch vor Weihnachten hatten sich die Politiker bezüglich der Anzahl gelieferter Akten gematcht. „So eine Polarisierung nutzt genau jenen, die kein Interesse an den Sachverhalten haben“, meinte Tomaselli, „Lautstärke ersetzt keine Aufklärung“.

Im Pilnacek-U-Ausschuss nicht geben wird es die viel diskutierte Liveübertragung. Tomaselli sieht hier vor allem die ÖVP dagegenhalten. Sie plädierte dafür, U-Ausschuss-Sitzungen als ersten Schritt ähnlich einer öffentlichen Gerichtsverhandlung für Interessenten zugänglich zu machen.

ÖVP verärgert

Verärgert zeigte sich der stellvertretende Fraktionschef der ÖVP, Jakob Grüner. Tomaselli setze auf Schlagworte und Skandalisierung. Viele ihrer Behauptungen hielten einer sachlichen Prüfung nicht stand. Gerade bei einem sensiblen Todesfall brauche es Fakten und nicht Stimmungsmache, so Grüner in einer Aussendung.

Ukraine-Krieg

Das Ukrainische Antikorruptionsbüro (NABU) ermittelt gegen mehrere Abgeordnete des Landes wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Die Behörde erklärte gestern im Onlinedienst Telegram, sie habe eine „organisierte kriminelle Gruppe“ mit aktuellen Parlamentsabgeordneten enttarnt, die für ihr Abstimmungsverhalten „systematisch illegale Vorteile“ erhalten hätten.

NABU-Ermittler versuchten demzufolge deswegen, Büros von Parlamentsausschüssen zu durchsuchen, seien aber von örtlichen Sicherheitskräften daran gehindert worden.

Erst Ende November war ein enger Mitarbeiter und Präsidialamtschef von Staatschef Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, wegen Korruptionsverdachts zurückgetreten. Kurz zuvor hatten NABU und die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft über Durchsuchungen in Jermaks Wohnung informiert und dabei offengelassen, ob die Ermittlungen gegen Jermak mit einem Korruptionsskandal im Energiesektor in Verbindung standen.

EU

Seit Beginn des neuen automatisierten IT-Systems für Grenzkontrollen in der Europäischen Union Mitte Oktober sind mehr als 13,3 Millionen Ein- und Ausreisen registriert worden.

Mit Hilfe des Entry-Exit-Systems (EES) wurden außerdem rund 100 Fälle von Identitätsbetrug aufgedeckt, teilte ein Sprecher der EU-Kommission gestern mit. Bis Mitte Dezember (18.12.) wurden nahezu 7.000 Einreiseverweigerungen vermerkt.

Das Entry-Exit-System wurde am 12. Oktober eingeführt und ist auf zahlreichen Flughäfen in Europa im Einsatz, unter anderen auf dem Flughafen Wien-Schwechat, den Flughäfen Charles-de-Gaulle und Orly in Paris, den deutschen Flughäfen Frankfurt/Main, Berlin Brandenburg, Düsseldorf, München und auch in Mailand und Rom sowie auf den Flughäfen Brüssel-Zaventem und Zürich. Bis 10. April 2026 soll das System von allen EU-Mitgliedsstaaten vollständig implementiert sein.

Gegen Identitätsbetrug und irreguläre Migration

Mit dem automatisierten IT-System werden Reisende aus Drittstaaten, die einen Kurzaufenthalt von bis zu 90 Tagen im Schengen-Raum beabsichtigen, bei der Ein- und Ausreise an der Schengen-Außengrenze erfasst. EES soll dabei helfen, Personen aufzuspüren, die ihre erlaubte Aufenthaltsdauer überschreiten. Zudem soll das System Identitätsbetrug bekämpfen und irreguläre Migration eindämmen.

Bei dem automatisierten System müssen Reisende an der Grenze ihren Pass scannen, zudem werden ihre Fingerabdrücke erfasst und ein Foto von ihnen gemacht. Auf dem Flughafen Wien wurden laut Vorstandsdirektor Günther Ofner 16 Millionen Euro in 52 Selbstbedienungsanlagen zur Vorregistrierung und 72 Grenzkontrollkojen investiert.

EU-Kommissar Magnus Brunner sagte in einer Stellungnahme: „Das Entry-Exit-System ist das digitale Rückgrat unserer Migrationsreform.“ Es bringe moderne Technik an die EU-Außengrenzen, verhindere Einreisen mit gefälschten Dokumenten oder falschen Identitäten und unterstütze die Grenzbehörden bei ihrer Arbeit. Auch für Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sei das Entry-Exit-System „ein wichtiger Beitrag zur europäischen Migrationswende“, wie es vom Innenministerium hieß.

Chronik

Bei einem Unwetter in Schweden sind gestern zwei Menschen ums Leben gekommen. In der Nähe des Skigebiets Kungsberget wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum getroffen, wie die Polizei mitteilte. Er erlag demnach im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Weiter nördlich kam ein Mitarbeiter des Energieversorgers Hemab bei einem Außeneinsatz ums Leben, wie das Unternehmen mitteilte. Laut einem Bericht des Senders SVT wurde der Mann ebenfalls von einem umstürzenden Baum erfasst.

Reuters/TT News Agency/Nisse Schmidt

Großflächige Stromausfälle

Wegen des Sturms hatte die schwedische Wetterbehörde Warnungen für die nördlichen Regionen des Landes herausgegeben. In Schweden und Finnland kam es zu großflächigen Stromausfällen. In Finnland waren nach Angaben des öffentlich-rechtlichen TV-Senders Yle mehr als 120.000 Haushalte ohne Strom. In Schweden waren einem Bericht der Nachrichtenagentur TT zufolge mehr als 40.000 Haushalte betroffen.

Der Sturm sorgte auch für Beeinträchtigungen des Flugverkehrs. Der Flughafen im nordfinnischen Kittilä musste Berichten zufolge den Betrieb einstellen, nachdem ein Passagierflugzeug und ein kleineres Flugzeug aufgrund von starken Windböen von der Landebahn abkamen. Verletzt wurde dabei niemand.

Leute

Starkoch Gordon Ramsay hat sich gestern bei der Hochzeit seiner Tochter als stolzer Vater präsentiert. Auf Bildern der Hochzeit ist der 59-Jährige zu sehen, wie er seine Tochter, das Model Holly Ramsay, zur Kirche führt.

IMAGO/i Images/Stephen Lock

„Ich bin wirklich sehr glücklich, diese wunderschöne Braut zum Altar führen zu dürfen und einen unglaublichen Schwiegersohn zu bekommen“, hatte der Brite bei Instagram zuvor unter ein gemeinsames Foto mit seiner Tochter geschrieben. „Ich liebe dich so sehr, Holly Ramsay, und ich könnte kein stolzerer Vater sein.“ Holly Ramsay heiratete den britischen Schwimmer Adam Peaty.