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Sonntag, 22. April 2018

So ein Theater

Zu Schulzeiten hatte ich eine Freundin, deren Vater sich niemals angeschnallt hat. Auch der Rest der Familie sollte das seiner Meinung nach nicht tun. "Früher", fand er, hätte das niemand getan und es wäre ja schließlich nichts passiert. Seine große Angst war, einen Unfall zu bauen, das Auto fängt Feuer, und durch klemmende Gurte verbrennen dann alle bei lebendigem Leibe. Gleichzeitig war die Gurtverweigerung wohl auch eine Trotzreaktion - er wollte der Welt beweisen, dass er sich jedenfalls nicht verrückt machen lässt und lässig über solchen einengenden Vorschriften wie der Gurtpflicht steht. Ein bisschen wohl außerdem ein ziemlich paradoxer Beweis der eigenen Unverwundbarkeit - guckt mal, was ich mache, mir kann nämlich nichts passieren. Meine Schwiegermutter hat manchmal ähnliche Anwandlungen - nicht, wenn es um Gurte geht, aber in vielen anderen Bereichen. "Ich hab das immer so gemacht, und nie ist was passiert. Da wird ja heute so ein Theater gemacht".

Gestern hatte ich die Jungs in der Badewanne, die Kleine stand angezogen dabei und durfte ihren großen Brüdern zusehen. Ich saß direkt neben der Wanne auf dem Klodeckel und überwachte das Ganze, ohne zu blinzeln. Auf einmal plumpste die Kleine über den Rand und versank kopfüber im vielleicht zehn Zentimeter tiefen Wasser, wo sie in Schockstarre verfiel. Ich hab sie sofort gegriffen und rausgezogen, sie fing an zu brüllen, aber bis auf einen nassen Strampler ist nichts passiert. Wäre ich in diesem Moment nicht im Raum gewesen, sondern kurz nebenan, um schon mal ein Ersatzhandtuch zu holen, wäre sie ertrunken. Hätte ich nicht neben der Wanne gesessen, sondern wäre mal eben am Waschbecken gewesen, um im Spiegel nach Petersilienresten zwischen meinen Zähnen zu suchen, vielleicht auch. Vielleicht wäre sie sogar ertrunken, wenn ich zwar auf dem Klodeckel gesessen hätte, aber kurz eine SMS beantwortet hätte, so gruselig lautlos und äußerlich undramatisch ging das vor sich. Bei Babys reichen wirklich wenige Sekunden. Das Schlimme dabei ist, dass ich schon manchmal tatsächlich kurz nebenan war. Nicht, wenn die Kleine in der Wanne ist, ich bin doch nicht bescheuert, aber wenn die Großen darin waren schon. Nie lange und nie zum Spaß, sondern nur, um zum Beispiel die Tür zu öffnen oder ans Telefon zu gehen. Das werde ich von jetzt an lassen. Und Euch will ich - falls Ihr auch so eine kleine Wurst zuhause habt - jetzt noch mal eindringlich davor warnen. (Und das als jemand, der dieses ewige Gewarne unter Müttern, dieses Drohen mit Todesfällen in der nur eine Geschichte entfernten Umgebung, ganz schrecklich findet. Aber es ging mir durch und durch. Und zum Glück habe ich ja in Verbindung damit keine Horrorstory zu erzählen, sondern nur eine Geschichte, die sich zu einer Horrorstory hätte entwickeln können.) Und jetzt habe ich mich auch wieder beruhigt und alles ist zum Glück gut ausgegangen. Kinderbaden ist übrigens auch so eine Sache, von der meine Schwiegermutter findet, man sollte das nicht so eng sehen. Tja nun.

Damit zuuuum Stammtisch! Die Reaktionen waren ja etwas verhalten bzw. gemischt, zwei Damen hatten aber den Finger für den 3. Mai gehoben. Jetzt finde ich Stammtisch zu dritt noch ein bisschen klein - damit sind wir nur eine Abkürzungsdame von einem Blind Date entfernt, und sollte sich eine Dame verspäten oder es sich anders überlegen, sitzen wir da tatsächlich zu zweit und können uns tief in die Augen schauen. Darum würde ich nun doch noch ein bisschen warten und den Juni anpeilen. Da habe ich auch noch jede Menge Donnerstage frei, das Wetter ist vielleicht auch etwas zuverlässiger, falls wir draußen sein wollen, und bis dahin habe ich hoffentlich einen Durchbruch in meiner aktuellen Jobkrise geschafft, was mich wesentlich entspannter einen Abend verjuxen lassen würde, statt zuhause am Rechner zu sitzen und mit angstgeweiteten Augen an einer Bewerbung zu arbeiten. Was meint Ihr?

Dienstag, 10. April 2018

Vorwärts geht anders

Heute morgen bin ich viel zu früh von Kalle geweckt worden. Im Laufe der Nacht war er zu mir ins Bett gekrochen, jetzt war er wach und damit hatte der Rest der Welt das gefälligst auch zu sein. "Mama? Mamaaaaa?" Ich zählte innerlich bis zwei und sagte dann "Nicht. Aufwecken. Du sollst mich nicht aufwecken. Vor allem nicht, wenn ich schlafe. Psssst." oder so. Und dann geschah das Wunder: er krabbelte aus dem Bett, tapste auf nackten Füßen zwei Etagen tiefer, krabbelte zu der inzwischen lustig vor sich hin brabbelnden Klara ins Bett und fing an, seine kleine Schwester zu bespaßen. Kurze Zeit danach kam dann noch Michel dazu. Und dann saßen die drei noch eine halbe Stunde lang in dem kleinen Gitterbett und hatten es nett. Und ich lag da oben und hätte fast geheult vor Dankbarkeit, dass es sie tatsächlich gibt, diese magischen Momente, von denen alle immer schwärmen. Es fühlte sich an wie eine Mischung aus schönstem Tränenkino und ausschlafen und Silvester, und dann waren die 30 Minuten vorbei, und ich bin aufgestanden, und es war 6:30. Aber immerhin!

So ein fauler Morgen macht bereit für neue Taten. Stammtisch! Diesmal haben ziemlich viele auf die vorsichtige Anfrage reagiert, und ich würde vorschlagen, wir peilen mal einen der Donnerstage in näherer Zukunft an. Am 19. bin ich vielleicht schon verabredet, aber wie wäre der 26.4.? Der 3.5.? Oder der 10.5.? Weil wir beim letzten Stammtisch plötzlich zu achtzehnt waren und damit für viele nette Kneipen zu viele, würde ich diesmal sicherheitshalber gleich das Abaton Bistro vorschlagen. Vorteile: Große Tische, sie nehmen Reservierungen an, das Essen ist lecker und wer uns dann alle plötzlich doch doof findet, kann den Abend retten, indem er ins Kino geht. Bitte sagt mal Piep bezüglich der Termine, wenn Ihr Interesse habt!

Und dann habe ich leider noch zu vermelden, dass mein neuer Tatendrang in anderer Hinsicht diesmal ins Leere läuft. Eigentlich sollte ich am 2. Mai wieder an meinen alten Schreibtisch zurückkehren. Eigentlich hatte ich mich wie Bolle darauf gefreut. Und eigentlich war das fest abgemacht. Gestern habe ich nun erfahren, dass daraus leider nichts wird. Und nun sitze ich hier und muss mich wieder mal fragen, was ich in nächster Zeit so anfange mit meinem Leben zwischen den Kindern. Ein anderer Job als Werbefifi? (den ich erst mal finden muss, diese Branche - ekliges Wort, aber mach was - hat nicht gerade gewartet auf eine 45jährige Mutti mit drei kleinen Kindern und massiver Selbstvermarktungshemmung, egal wie viele Pokale sie im Schrank hat.) Erst mal arbeitslos und dann weiter sehen? (etwas Borstiges und schlecht Gelauntes in mir sträubt sich dagegen, und zwar mit Macht.) Endlich das verdammte Buch schreiben und dann auf einen dieser fetten Buchdeals hoffen, die es in Wirklichkeit nicht gibt? (Tja.) Oder etwas ganz anderes? Kellnern? Berufsbloggen? Lotto? Edelprostituierte? (Wie edel genau kann es werden mit den Schwangerschaftsjeans, die ich immer noch nicht weggeschmissen habe, und vier Wochen altem Nagellack an den Füßen?) Ich schwimme gerade ein bisschen, aber wir hören ja immer wieder, dass Schwimmen gut für's Bindegewebe, für die Kondition und überhaupt für so ziemlich alles ist.

Freitag, 12. Februar 2016

Können wir aber froh sein, dass das Internet nicht von Budni ist.

Ich sitze in meiner neuen Küche, die Sonne scheint fast unverschämt grinsend durchs Fenster, und ich tue jetzt einfach mal so, als hätte ich nicht schon wieder seit Wochen nichts Gescheites mehr gepostet. Das endet dann nämlich wie schon oft beschrieben so wie mit Freunden, die man schon viel zu lange nicht mehr angerufen hat, und dann schämt man sich ein bisschen und wüsste auch nicht, wo man anfangen sollte, und dann lässt man es ganz oder vermurkst es. Und der Tag ist zu schön zum Vermurksen.

Also schön.

Als erstes habe ich zu meckern, und zwar über Budni. Dieses Thema ist für alle Nicht-Hamburger sturzlangweilig, aber da müsst ihr jetzt durch, ansonsten empfehle ich euch, den Absatz auszulassen. Ich war immer ein Fan von Budni. In den ersten zwei Jahren, als ich frisch nach Hamburg gezogen war, habe ich grundsätzlich nur "Budni" an Stelle von "Drogerie" gesagt, auch gegenüber Frankfurtern und Berlinern und Heidelbergern, peinlicherweise ein bisschen mit Absicht, um zu zeigen, dass mir Hamburg und sein Budni so dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen waren. Triste Flora! Aber so war es. Und auch später war ich den immer aufgeräumten, freundlichen, blau-weißen Läden sehr verbunden. In den letzten Jahren haben wir vielleicht 400 Meter von einem Rossmann entfernt gewohnt und 800 Meter von einem Budni. Keine Frage, dass ich eigentlich immer den weiteren Weg zu Budni gemacht habe, ob Hagel, Regen oder Sturm. Selbst im achten Monat habe ich mich noch die paar Meter weiter geschleppt. Dann passierte Folgendes: L. und ich hatten beide eine Budni-Spendenkarte. Das ist eine Karte, die man an der Kasse vorzeigt, und das, was andere Leute als "Punkte" wasweißichwofür sammeln, wird dann eben "für gute Zwecke" gespendet. Bei jedem Bezahlen hatte ich ein gutes Gefühl, nicht umsonst ist Budnis Claim "Jeden Tag Gutes tun". Irgendwann hat L. in der Zeitung gelesen, im vorangegangenen Jahr hätte Budni über die Spendenkarten insgesamt XY Euro gesammelt und gespendet. Ich erinnere mich nicht an den genauen Betrag, es war ein zweistelliger Tausender. L. hat dann mal kurz durchgerechnet: Soundsoviel Tage offen im Jahr, soundsoviele Filialen, soundsoviel Spende pro Tag und Filiale - und kam auf einen wirklich, wirklich lächerlich winzigen Betrag. Ich habe dumm geguckt und meine Spendenkarte in den Müll geschmissen. Fragt mich jetzt die Kassiererin bei Budni, ob ich eine Karte habe und wenn nicht, ob ich eine haben möchte, dann gucke ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen sehr vielsagend an. So! Dann hat dm seine Eigenprodukte bei Budni aus dem Sortiment genommen, und Budni war gezwungen, selbst günstige Wimperntusche, Badeschaum und Spülmittel produzieren zu lassen. Seitdem ist einige Zeit vergangen, und inzwischen fange ich an, Umwege zu machen, um nicht zu Budni zu müssen. Ich habe eine Budni-Zahnbürste gekauft. Nach zwei mal Putzen hatte sie einen Scheitel, und ich habe sie weggeworfen. Ich habe eine Packung Feuchttücher gekauft, und Michel bekam einen derartigen Ausschlag am Hintern, dass die Kita ihn für zwei Tage nach Hause geschickt hat. Ich habe Waschmittel gekauft, und auf einmal juckten die Schlafanzüge und die Bettwäsche. Ich habe eine Haarbüste gekauft - das ist noch gar nicht lange her, wir waren schon umgezogen. Es ist eine ganz normale Holzhaarbürste mit Drahtborsten. Meine Haare wellen sich zwar ein bisschen, aber es kann keine Rede davon sein, ich hätte eine irgendwie widerspenstige Lockenmähne, schon gar nicht nach zwei Kindern. Mein Pferdeschwanz hat einen Durchmesser von vielleicht einem Zentimeter. Und diese kleine Drahthaarbürste verliert bei jedem Bürsten ihre Borsten. Es macht "Pling! Pling!" und dann krieche ich durchs Bad und sammele die Borsten aus der Badewanne und vom Boden. Die Bürste hat inzwischen eine Zweidrittelglatze. Was kommt als Nächstes? Die Einweg-Nagelschere? Das zwei-Minuten-Deo? Ätzender Babybadeschaum? Explodierende Teelichter? Wenn es so weiter geht, werde ich es jedenfalls nicht herausfinden, ich bin dann nämlich gerade auf dem weiten Weg zu dm. Ich wünsche mir, dass meine Lieblingsdrogerie die Kurve kriegt. Aber gerade... nee, nee, nee.

Gut, das hatte jetzt so gar keinen Kinder- oder IVF-Bezug. Dafür habe ich zu erzählen, dass Michel läuft. Zwei Monate früher ist er dran als sein mit geraden Füßen geborener Bruder. Vor drei Wochen fing es damit an, dass er einen Meter zwischen L. und mir mehr gekippt als gelaufen ist. Inzwischen schafft er problemlos zehn Meter und mehr, klatscht dabei in die Hände, hebt Sachen vom Boden auf und legt sie wieder hin, wechselt schwungvoll und präzise die Richtung und geht Hindernissen aus dem Weg. Und ich könnte heulen vor Stolz, wenn ich daran denke, wie seine Füße aussahen, als er damals im UKE in seiner Klarsicht-Babywanne neben mir lag und mir ganz anders war beim Gedanken daran, wie das alles werden soll. Und das Allertollste daran ist, wie viel Spaß er dabei hat. Ich habe immer gewusst (eigentlich mehr gehofft, wenn ich ehrlich bin), dass er sich wohler fühlen würde auf der Welt, wenn er sich erst so bewegen kann, wie er will. Jetzt kann er, und er strahlt und lacht und kichert, während er sich die Antirutschsocken durchläuft. Und das jetzt auch noch in einer Wohnung, in der nicht überall steile Holztreppen auf kleine Lemminge in Latzhosen lauern und wo ich ihn einfach mal laufen lassen kann, weil in jeder Tür ein Klemmschutz steckt und in jeder Steckdose ein Steckdosenschutz. Und Kalle ist im Geschichten-Alter. Ungefähr zwanzig Mal am Tag muss ich mir eine Geschichte für ihn ausdenken, und zwar am liebsten eine, in der er selbst vorkommt. Man sollte meinen, das kriege ich hin, immerhin ist es seit 15 Jahren mein Job, mir Geschichten über Hühneraugenpflaster, Autos, Kekse oder Bier auszudenken, aber es ist schwerer als gedacht, und ich merke, dass Mamas Gene in mir durchkommen, weil komischerweise viele der Geschichten so einen Drall ins Pädagogische bekommen. "Da siehst du, was passiert, wenn man zu viele Süßigkeiten isst!" So in dem Stil. Ich versuche, das zu ändern, aber wenn es nachts um zwei ist, der Rücken zwickt und Kalle mir seine Fußnägel in den Bauch bohrt, ist das nicht immer ganz einfach. "Und das ist die Geschichte von dem Jungen, der nie in seinem eigenen Bett schlafen wollte!" (Die überhaupt nicht angebracht wäre, denn neun von zehn Nächten schläft er in seinem eigenen Bett.)

Was ist sonst noch los? Das mit den Vorsätzen läuft ziemlich gut, wenn man bedenkt, dass schon Mitte Februar ist. Die Bandscheibe allerdings nervt weiter wie Hulle, in den letzten Tagen mit neuem Schwung, denn jetzt musste ich mein Wunderschmerzmittel - Diclofenac - absetzen, weil mein Magen plötzlich und spektakulär verrückt spielte. Die Ferien von den Schmerzen sind also vorbei und waren viel zu kurz, und jetzt lege ich wieder weite Strecken des Tages im rechten Winkel zurück und schlafe mit meinen Füßen auf einem dicken, knisternden und nach Schlauchboot müffelnden Pusteklotz und kriege trotzdem fast kein Auge zu, weil es einfach keine Lage gibt, in der meine Hüfte nicht weh tut. Um eine OP versuche ich trotzdem weiter, herumzukommen, denn mit zwei Kleinkindern könnte ich die Wochen danach einfach am besten in einer anderen Stadt verbringen. Die würden das nie verstehen, dass ich sie jetzt nicht in den Arm nehmen kann, und ich würde es vermutlich auch nicht verstehen, und das Ergebnis wäre wohl leider, dass ich mir den Rücken endgültig ruinieren würde, egal zu welchen Hochleistungen mein Arzt im OP auflaufen würde. Ich ballere mich also Vormittags mit Koffein wach, turne jeden Tag zwischen 30 und 60 Minuten mein Rückentraining vor dem Fernseher, fluche und hoffe auf morgen oder nächste Woche (aber das sind Mütter von Kleinstkindern ja gewohnt) und glaube weiter zweckoptimistisch daran, dass die Übungen irgendwann dem Rücken zeigen werden, wo es langgeht.

Dann bastele ich noch an meiner Homepage. Jaaaa, verrückt! Seit 2009 bin ich nun selbständig, und nun dachte ich, der frühe Vogel fängt den Wurm, jetzt könnte ich doch mal. (Ganz so ist es auch nicht, ich hatte einen Arbeitsblog, in dem man auch ein paar meiner Arbeiten angucken und mir Emails schreiben konnte und so... theoretisch.) (Also, genau genommen ist es doch genau so. Hier sitzt eine, die ihr berufliches Schicksal voller Gottvertrauen von Mundpropaganda abhängig gemacht hat. In welchem Job arbeite ich noch mal? Ach ja, Werbung! So.) Und das Tolle ist, sie ist so gut wie fertig. Und dann geht das hier aber mal los mit den Aufträgen und dem Koks und dem Gejammer über den ganzen Stress und den Nervenzusammenbrüchen und dem dringenden Vorsatz, dem ganzen Werbescheiß den Rücken zu kehren und als Drehbuchautorin ganz groß und trotzdem stressfrei rauszukommen!

(Fällt euch auch auf, dass das jetzt doch irgendwie so klingt wie ein Telefonat mit einem Freund, den man seit zwei Jahren nicht gesprochen hat?)

Und dann zum Stammtisch. Wie wär's mal wieder? Sagt doch mal.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Stammtisch MORGEN!!!

Liebe Damen, schnell-schnell noch das letzte Update zum Stammtisch morgen Abend. Nach letzter Zählung sind wir mit mir zu sechzehnt. Das war noch nie und lässt sich im Gloria leider nicht machen, so dass wir diesmal ausnahmsweise anderswo tagen müssen. Nach langer Telefoniererei hat sich nun eine gute Seele gefunden, die so einen Riesentisch für Freitagabend freihält: ich freue mich auf euch um 20:00 im Abaton Bistro. Das liegt direkt am Abaton Kino und ist mit U1 (Hallerstraße), U2 (Messehallen) oder dem 5er und 4er Bus astrein zu erreichen (Grindelhof).

Also: morgen abend Stammtisch! Um acht! Nicht Gloria, sondern Abaton!

Wenn das mal gut geht.

Sonntag, 12. Januar 2014

Stammtisch Zack-Zack

Abkürzungsdamen! Ex-Abkürzungsdamen! Angehende Abkürzungsdamen! Leider muss es gerade fix gehen, weil ich auf eine gewaltige Deadline zuschlingere. Aber ich wollte noch mal kurz bestätigen: der Stammtisch (der jenseits der Deadline liegt, zum Glück) findet statt wie geplant. Freitag Abend, ich würde sagen um acht, treffen wir uns im Gloria. Weil es da immer proppenvoll ist und ich gerne rechtzeitig reservieren würde, sagt mir doch bitte bis Mittwoch Nachmittag per Kommentar unter diesen Post Bescheid, wer kommen will. Alle, die möchten, sind herzlich willkommen!

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Achtzehn Tage, achtzehn Posts: schön wär's.

Wäre die Uhr an meinem Agenturrechner heute ausnahmsweise mit einem laut hallenden Donnerschlag von 17:59 auf 18:00 umgesprungen, hätte ich davon sowieso nichts mitbekommen, denn ich war damit beschäftigt, in die Hände klatschend und brüllend um den Tisch zu hüpfen. Achtzehn freie Tage liegen vor mir. Achtzehn! Mein mieses Handwerkerkarma hat diesmal ausnahmsweise für mich gearbeitet und dafür gesorgt, dass auch diesmal die Fensterboys bei der Konstruktion unserer Wintergartenfenster deutlich hinterher hinken und nicht, wie geplant, jetzt, zwischen den Feiertagen oder in der Woche danach hier anrücken können. Ich bin sowas von gar nicht böse darüber, muss aber L. zuliebe zumindest ein bisschen so tun, als würde mich das nun nerven.

Was ich abgesehen von Weihnachten mit der Familie noch so vorhabe, weiß ich noch gar nicht und will ich auch jetzt noch gar nicht beschließen, sonst schrumpfen diese achtzehn Tage ganz schnell zu einem Terminmarathon zusammen. Noch will ich mich für ein paar Stunden der Illusion hingeben, ich könnte mit dieser Zeit tatsächlich frei und großzügig wirtschaften. Aber eine Sache würde ich gerne versuchen: ich würde gerne in achtzehn Tagen achtzehn mal posten. Ich finde, ich habe den Blog ganz schön schleifen lassen. Damit ist jetzt Schluss!

Jetzt allerdings ist es schon nach zehn, Ndogo ist erst vor ca. zwanzig Minuten eingeschlafen, ich bin völlig kaputt und kriege wieder mal nur einen Schnelldurchlauf hin.

Cantienica ist jetzt vorbei, und wegen einmal Migräne, einmal Wien-Urlaub und einmal in der darauffolgenden Woche wegen verlorenem Rhythmus verpennt habe ich jetzt drei von acht Stunden verpasst. Da darf man eigentlich nicht meckern, auch wenn ich wirklich viel Zeit damit zugebracht habe, die Übungen zuhause oder auch mal möglichst unauffällig in der Bahn zu machen. Ich hätte in meiner Naivität gehofft, es würde schneller wirken. Noch tut es das nicht, noch ist es eher schlimmer denn je. Bzw. war, seit vielleicht vier, fünf Tagen geht es langsam bergauf. (Sagte sie und hoffte, dass der nächste steile Bordstein oder die nächste gerade noch erwischte Ubahn nicht einen Rückschlag bringen.) Zum Pipithema fehlt mir jetzt gerade die Energie, aber dazu noch mal mehr. (Es sei denn, ihr findet das alle so ekelig und peinlich und daneben, dass da kein Bedarf besteht? Davon abgesehen, dass das Thema sowieso keine von uns wirklich brauchen kann und will?)

Ndogo isst weiter hochzufrieden seine Gläschen, und ich kann wieder mal mein Glück nicht fassen: nicht nur, dass er meine Schlafenszeiten hat (Augen zu so ungefähr um zehn, Augen das nächste mal auf um sieben) und uns in der Zeit zwischen elf und halb sechs insgesamt vielleicht acht mal geweckt hat in den fast fünf Monaten, die er auf der Welt ist - die ersten Tage im Krankenhaus mal nicht mitgerechnet - sperrt er auch noch bei bisher fast allen Gläschensorten schön den Schnabel auf und greift sogar schon nach dem Löffel, wenn ihm das nicht schnell genug geht. Ich glaube, das mit der Babykocherei geht hier demnächst mal los.

Der nächste Versuch muss leider noch ein bisschen auf sich warten lassen. Zwar hatte ich inzwischen meine Tage, aber treffsicher wie immer hat mein Quatschbauch in dem Moment losgelegt, in dem die Punktion und die Rückübertragung genau in die Weihnachtsferien meiner Klinik fielen, da war dann nichts zu machen. Jetzt warten wir auf die zweite Runde, die hoffentlich in der ersten Januarhälfte losgeht.

Womit wir in der zweiten Januarhälfte wären und damit beim Stammtischtermin: im Spiel waren dritter und 17. Januar. Für L., der babysitten muss, gehen beide vorgeschlagenen Termine, zwei von den Kommentardamen können aber nicht am 3., und damit bekommt den Zuschlag der 17. Januar.

Wir haben einen Termin! Uff. Und ich hole mir jetzt ein Glas Weißwein und freu mich darauf, dass nun endlich, endlich meine Weihnachtszeit beginnt.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Einerseits in tiefer Zerknirschung, andererseits aber trotzdem von einem Ohr zum anderen grinsend

Ich habe ein Baby. Hatte ich schon mal erwähnt, oder? Im Moment schläft es nebenan im Stubenwagen in der Küche, aber jede Sekunde kann es wieder wach sein, und dann geht der Spaß weiter mit greifen und brabbeln und kichern und fuchteln. Noch nie vorher gab es das, dass ich ihn achtzig mal am Tag anstarre und denke wie zum ersten Mal: ich habe ein Baby. In den letzten Tagen habe ich so viel Zeit mit ihm verbracht, dass es sich manchmal anfühlt, als wären wir an der Hüfte zusammengewachsen, und fast jede Minute davon hat Spaß gemacht. Seit Donnerstag bekommt er mittags Gläschen, und ich bekomme schon eine leise Ahnung davon, was für großartige Zeiten wir zwei rund ums Essen erleben werden. Erster Tag: Apfel pur aus dem Glas. Er hat gegessen, aber Begeisterung sieht anders aus. Wie Begeisterung aussieht, habe ich dann am Freitag erlebt, als wir zum ersten Mal Kürbis hatten. Gestern dann die zweite Hälfte des Kürbisgläschens, und heute - mal sehen? Gerade gab es zum dritten Frühstück eine kleine Schale zermatschte Banane mit Premilch angerührt, und er hat mir sehr höflich zu verstehen gegeben, dass ich das bitte so schnell nicht noch mal versuche. Mein Kind mag salzig lieber als süß! (Bevor jetzt hier jemand vor Schreck einen Schlaganfall bekommt, nein, ich tue kein Salz an die Gemüsegläschen.) Auch da kommt er nach mir. Noch mal zum Gläschen- vs. Selbstkoch-Thema: Ich bleibe dabei. So lange die Gläschen aus einzelnen Zutaten bestehen, sehe ich absolut keinen Grund, das selbst zu machen - im Gegenteil, ich gehe fest davon aus, dass die Gläschenfirma das besser hinkriegt: frischeres Gemüse ohne Umweg über Großmarkt und Edeka-Lieferant, auf die Sekunde genau austarierte Garzeit, gesetzlich vorgeschriebene penibelste Hygiene-Standards. Da kann ich mit meinem Pürierstab und meinem Mikrowellen-Dämpfkorb nicht gegen an. Aber bald beginnt die Zeit, in der Ndogo auch mal was Spannenderes probieren darf. Und dann lege ich los, dass es nur so knallt. Das passende Post-Label hab ich schon mal eingeführt.

Heute ist L. bei seinem Nerdsport, und wir machen es uns weihnachtlich. Gerade habe ich eine große Dose Spritzgebäck mit dem Fleischwolf meiner Oma produziert, während das Baby (ich habe nämlich ein Baby.) in der Wiege danebenlag und hingerissen die eine Kerze am Adventskranz angestarrt hat. Dazu lief meine Weihnachtsplaylist, und nachher zünden wir vielleicht noch die Kerzen an der Weihnachtspyramide an. Nicht, dass ich all das nicht auch die letzten Jahre schon veranstaltet hätte, Weihnachten kann ich auch gut alleine. (Und auch dieses Jahr bringt mich diese niederträchtige Ferrero-Plakataktion "Was wäre Weihnachten ohne Kinder?" wieder zur Weißglut wie eh und je. Denken die eigentlich nicht nach? Oder denken die sehr wohl nach, aber machen es einfach trotzdem?) Trotzdem bin ich gerade so dermaßen dankbar, dass mir eigentlich Marzipan aus den Ohren quellen müsste. Ich habe ein Baby. Ist das zu fassen?

Damit zum Stammtisch. Und ich weiß, ich hab es versprochen, und ich wollte wirklich, aber es ist wie verhext. An einem der Montage bin ich auf einem Geburtstag eingeladen. Am anderen Montag will meine Auftraggeberagentur - Überraschung! - dass ich mit ihr über Nacht zur Agenturweihnachtsfeier fliege. Und der dritte angebotene Termin ist futschi, weil sich für diese Nacht im Kielwasser einer anderen Agenturweihnachtsfeier Besuch aus Berlin angekündigt hat, den ich schon viel, viel zu lange nicht mehr gesehen habe. Bitte verbucht es nicht unter "War ja klar, sobald Flora ein Baby hat, sind die Abkürzungsdamen nicht mehr wichtig", sondern unter "So ist das eben vor Weihnachten, eben noch wochenlang ein freier Tag neben dem anderen, dann macht es einmal leise 'Puff' und alles ist voll mit irgendwelchen Terminen." Ich wäre aber sehr dafür, dass wir jetzt schon einen Termin für Januar festmachen und schlage hiermit vor: Freitag, der dritte, oder Freitag, der siebzehnte. An beiden Terminen hat L. Zeit, den Babysitter zu machen. An keinem der Termine hat jemand Geburtstag.

Und jetzt wünsche ich allen Abkürzungs- und Ex-Abkürzungsdamen einen schönen ersten Advent.

Dienstag, 19. November 2013

Für vernünftige Überleitungen fehlt mir gerade die Energie.

Neulich habe ich irgendwo gelesen "die Minuten kriechen, die Tage rasen" - so oder so ähnlich. Und ziemlich genau so ist es mit einem Baby. Die Zeit zwischen halb neun und halb zehn abends zum Beispiel, wenn er einfach nicht einschlafen will, nicht mit Geduld und Gesinge und Geschaukel und Fläschchen und trotzdem nicht - die gibt mir das Gefühl, ich trage ihn gerade schon seit drei Tagen durchs Wohnzimmer, und immer knarrt die gleiche Stelle, während ich mit ihm um den Esstisch laufe und L. nebenan schon wieder eine Folge meiner Lieblings-Krimiserie guckt. Oder wenn ich nachts wach bin und neben mir dieses kleine Profil zwischen zwei geballten Fäustchen liegt, dann scheint es fast, als wären das nicht zehn Minuten, sondern die Ewigkeit. Und dann ist plötzlich November, Ende November sogar, und dabei war doch gerade noch September? Während ich hier drinnen schleppe und wickele und füttere und klitzekleine Kleidungsstücke wasche, werden da draußen Firmen gegründet und Filme gedreht und Ehen geschieden und vor allem jede Menge Laub mit Hilfe extrem lauter Geräte zusammengepustet. Davon mal abgesehen - von den merkwürdigen Dingen, die mit meiner Zeit passieren, und davon, dass ich zu eigentlich fast allem, was mir mal wichtig war, nicht mehr komme, und davon, dass ich eigentlich immer gerade vor irgend etwas Angst habe, sowie davon, dass über allem, was ich tue und lasse, das Gefühl hängt, den Dingen nicht gerecht zu werden und in zunehmende Unordnung zu geraten - von all dem abgesehen bin ich sehr glücklich. Und dankbar. Und glücklich. Und dankbar. Und glücklich.

Morgen abend kommen meine Eltern, dann erkläre ich meiner Mutter, wie das neue Fläschchendesinfizierungsdings funktioniert und der Autokindersitz, dann packen wir, und Donnerstag früh steigen wir ins Flugzeug und kommen erst Sonntag wieder. Jede, die sich denkt, "das täte ich nicht", kann sich sicher sein: ich denke das auch oft genug, aber das ist vermutlich eine dieser Sachen, die man einfach trotzdem machen muss. Ihr kennt meine Mutter nicht, ich schon, und ich habe manchmal das dumpfe Gefühl, bei ihr ist das Kind fast in besseren Händen als bei mir. Ihm wird also nichts passieren. Ob ich dagegen in den drei Tagen manchmal trübe und voller Melancholie auf meine Buchteln starre oder das Treiben auf der Akademietheaterbühne eher teilnahmslos verfolge, werde ich abwarten. L. freut sich wie verrückt auf drei Tage nur mit mir, was ich mal als Kompliment werte, und das Kompliment würde ich eigentlich gerne zurückgeben.

Meine alte BB-Creme war alle, die war von Smashbox und kostete ca. 25 Euro pro Tube (glaube ich, ich komme sehr, sehr lange mit so was aus, da vergesse ich meistens bis zur nächsten Tube den Preis), und obwohl ich eigentlich ganz zufrieden damit war, war ich doch nicht wirklich bis in alle Ewigkeit begeistert. (Ich bin einer dieser Tröpfe, die tatsächlich glauben, es gäbe so etwas wie das perfekte Kosmetikprodukt in jeder Kategorie, ich müsste nur lang genug suchen. Aber beim Duschgel habe ich es tatsächlich gefunden!) Und irgendwie kam das plötzlich nach einigem Gegoogel und ca. sieben Pröbchen so, dass ich gestern im Alsterhaus bei Dior war und mir eine Tube Hydra Life BB Cream gekauft habe. Auch, wenn diese Tube drei Jahre halten sollte, werde ich trotzdem nicht vergessen, dass sie 58 Euro gekostet hat. Beschwingt bin ich mit meinem Dior-Tütchen zurück an den Schreibtisch gegangen. Heute morgen bin ich aufgewacht, habe kurz auf das schlafende Gesicht zwischen den zwei geballten Fäustchen neben mir geguckt und dann aber sofort als nächstes gedacht "Neue Creme! Heute erster Tag mit neuer Creme!" und dann auf einmal gedacht "Schöner Mist. Neue Creme für 58 Euro fühlt sich auch nicht anders an als früher mal mit neuem Tintenkiller für eine Mark fünfzig in die Schule".
Und nachpudern muss man auch noch.

Stammtischtermine bis Jahresende werden langsam dünn. Jetzt oder nie bzw. erst 2014. Also jetzt. Sonntag bin ich wieder da. Nächsten Freitag habe ich schon was vor. Am sechsten Dezember haben L. und ich Jahrestag. Am 20. habe ich zwar noch nichts, aber dieses Jahr kommt meine komplette Familie zu Weihnachten, und am 20. werde ich vermutlich schon mit Schürze um irgendwas schmoren oder mit Speck bardieren oder was weiß ich. (Spätestens dann, nach täglich vier Stunden im Küchendunst, kann die schicke BB-Creme zeigen, was sie drauf hat.) Wie wäre also der 13. Dezember? Das wäre mein Lieblingstermin. Damit es nicht so nach "Friss oder stirb" aussieht, biete ich euch außerdem an: Montag, den neunten Dezember, oder Montag, den 16. Dezember. Und sollten alle Stricke reißen, dann eben noch mal zum Samstags- oder Sonntagsbrunch. Oder?

Ich hoffe übrigens, dass bis Weihnachten der nachgeburtliche Haarausfall überstanden ist. Der Fachliteratur ist zu entnehmen, dass während der Schwangerschaft nur sehr wenige Haare ausfallen (was stimmt, ich habe in neun Monaten zwei mal meine Haarbürste gereinigt). Dann kommt die Geburt, und irgendwann danach fallen innerhalb kürzester Zeit all die Haare aus, die man sonst in den neun Monaten verloren hätte, bis wieder alles beim Alten ist. Ich dachte schon, ich wäre davongekommen, aber jetzt ist sie da: die Zeit, in der ich mich einmal kurz übers Waschbecken beuge und meine Zähne putze und hinterher vier lange Haare beseitigen muss. In der ich fast eine Genickstarre kriege, weil ich zigmal am Tag über meine Schultern gucken und unzählige helle lange Haare von meiner dunklen Jacke pflücken muss. Und in der ich ehrlich gesagt Angst davor habe, für Gäste zu kochen, denn es ist so gut wie unmöglich, kein Haar ins Essen fallen zu lassen. Fies, denn der einzige Ort, an dem ich Haare nicht unappetitlich finde, ist festgewachsen auf dem Kopf.

Liebe Abkürzungsdamen, die Mittagspause ist vorbei, das war es dann schon wieder. Ich versuche, mich aus Wien zu melden. Sollten zufällig irgendwelche Einbrecher mitlesen, die außerdem technisch gewieft genug sind, um meinen Wohnort herauszufinden: wenn ihr euch jetzt die Hände reibt und denkt, da räumen wir dann in den nächsten Tagen mal schön die Bude aus - da sind noch zwei große, im Zweifel bissige Hunde. Und meine Eltern, die zwar nicht beißen, aber trotzdem sicher ihre ganz eigenen Methoden haben, mit euch fertig zu werden.

Freitag, 4. Oktober 2013

Das Ende der Pyjamaparty

Ich weiß noch nicht, wie lange die Ruhe aus dem Stubenwagen anhält. Deshalb das Wichtigste zuerst: Ich würde Euch wirklich, wirklich gerne mal wieder bei einem Stammtisch treffen. Letztes Mal waren wir frühstücken, das war sehr nett. Aber wie wäre es mal wieder mit einem Abend? Mit Wein und fettigem Essen?

Seit Neuestem bin ich Mama. Das kommt vielen nicht wie eine Neuigkeit vor, aber für mich ist es eine. Ich bin Mama wie in "Die Mama geht nur schnell die Wäsche anwerfen und ist gleich wieder da." oder in "Pupsi, nicht weinen, die Mama kommt schon." Wie konnte das passieren? Gerade war ich noch ich wie in "Ich lese gerade Zeitung" oder in "Danke, ich nehme lieber roten", jetzt bin ich Mama.

Noch zweieinhalb Wochen, und die Mama geht wieder arbeiten. Ich weiß noch nicht, wie ich mich dabei fühlen soll. Nein, das stimmt nicht, ich weiß genau, wie ich mich dabei fühle: grauenvoll. Im Moment kommt mir wenig verlockender vor als ein Jahr zuhause mit meinem Kind und den Hunden und viel Zeit und Vormittagen im Schlafanzug. Ach, Schlafanzug: ich weiß nicht, wie das kommt, aber bevor ich auch nur meine Zähne geputzt habe, ist es elf. Wie ich demnächst, sehr demnächst sogar, um neun in kundentauglichen Klamotten an meinem Schreibtisch ca. acht Kilometer von hier sitzen soll, ist mir ein Rätsel. Und habe ich das tatsächlich geschafft, dann fühle ich mich vermutlich hundeelend. Ich will hier sein und mit dem Finger das Profil meines Babys entlangfahren. Im Moment sage ich mir zwei Dinge, um mich davon abzuhalten, das Ganze abzublasen:

Erstens. Ich glaube, dass es gut für mich sein wird, hier mal rauszukommen. An etwas Anderes zu denken, mich an etwas Anderem aufzureiben, mit Leuten zu sprechen, die sich nicht für Stillen vs. nicht Stillen interessieren. Etwas zu tun, was ich gut kann, und dafür gut bezahlt zu werden. Vielleicht sogar etwas zu lernen? Und dann nach Hause zu kommen und mich auf Zeit mit Rainer Maria zu freuen.

Zweitens. Zwar wird es anstrengend sein und kompliziert und auch oft furchtbar. Aber lasse ich diesen Job jetzt sausen, ist er weg. Wenn das Jahr dann vorbei ist, müsste ich mich wieder auf den Markt für freie Texter werfen. Und die werden naturgemäß dann gebucht, wenn Not am Mann ist: wenn eine Präsentation bevorsteht und alle schon viel zu spät dran sind, wenn sich die Arbeit seit Wochen stapelt und niemand da ist, der sie erledigt, wenn ein Kunde kurz vor dem Absprung ist. Und das macht aus jedem gebuchten Tag einen Arbeitstag von neun bis Mitternacht oder später. Und das kann ich erst recht nicht mehr. Das will ich auch nicht mehr.

Und drittens, falls erstens und zweitens nicht reichen, sind es nur drei Tage in der Woche.

Und ich weiß, dass ich eigentlich nicht zu viel über Rainer Maria schreiben wollte. Aber heute war der Tag, an dem er einen kleinen, geerbten Teddy gesehen, ihn angestrahlt und mit ihm gesprochen hat und ihn dann mit beiden Händen gegriffen und zu sich herangezogen hat.
Der Teddy hatte übrigens einen Schlafanzug an.



Samstag, 2. März 2013

Kontrolle durch die Vorsatzpolizei

Zwei Monate sind um, zweimal war ich im Kino. Nullmal habe ich Mittag in einem Lokal ohne Take-Out gemacht. Ich muss an mir arbeiten! Auch die hundert neuen Rezepte kommen eher schleppend voran. Bisher habe ich auf der Liste:

1. Eis aus Bitterorangen
2. selbstgemachter Rahmspinat zum Steak
3. Adzika, eine georgische Chilisauce
4. Khachapuri, ein georgisches Brot gefüllt mit Käse
5. Mandel-Zitronen-Kuchen
6. Pilze Stroganoff
7. Haferflockenkekse
8. Chirashi Sushi (minus Fisch, plus Avocado und Gurke)
9. Käsefondue mit Gemüseplatte

Nicht doll, dieser Schnitt. Wie soll das erst werden, wenn ich ab Sommer Würmchen im Arm habe und den Kochlöffel mit den Zähnen festhalten muss? Heute wollte ich deshalb mit Ossobucco nachlegen. Ich stehe immer an der Fleischtheke, und es zieht mich mit Macht zu den Stücken abseits von Schnitzel und Steak. Die Beinscheiben haben mich schon öfter angelacht, und weil L., der Gute, wieder mal auf dem Ducan-Trip ist (was den Bauch betrifft, nehmen wir uns gerade nicht viel), war es diesen Donnerstag beim Einkaufen so weit: ich habe spontan beschlossen, dass ich uns das Wochenende mit Ossobucco versüße. Es zeigt sich, spontan kann ein Fehler sein, und wenn man dieser Küchenromantik entsprechen will, mit dem Körbchen in der Armbeuge durch die Welt zu wandern und sich von Gemüseständen und dem, was der Fischmann gerade hat, inspirieren zu lassen, dann sollte man ein bisschen mehr Küchen-ABC draufhaben als ich. Ossobucco macht man nicht aus Rind, sondern aus Kalb. Jetzt steht ich da mit ca. anderthalb Kilo dicken, roten Beinscheiben. Die werde ich jetzt wohl anbraten und dann mit Rotwein, Tomatenmark, Fond, vielleicht ein paar Oliven, Zwiebeln, Knoblauch und Sellerie schmoren und gucken, was passiert, schlimm kann es eigentlich nicht werden. Dazu Risotto für mich und Luft für Herrn Ducan?
Würmchen scheint die Aussicht zu gefallen, er zappelt mit den Beinen. Und mir gefällt die Aussicht auf Stammtisch morgen. Wir haben jetzt einen Tisch für acht - zwei Nachzüglerinnen eingerechnet, dafür die frischgebackene Mutter Birgit rausgerechnet - um elf. Ich bin dann die mit dem Bauch und den Strubbelhaaren.


Freitag, 1. März 2013

Stammtisch

Liebe Damen, die letzte Zählung am Sonntag ergab außer mir sechs Gäste für den Stammtisch. Also habe ich am Sonntag einen Tisch für sieben reserviert. Jetzt haben wir noch zwei Interessentinnen, und ich würde gerne spätestens heute Abend versuchen, die Reservierung auf neun zu erweitern, sonst müssen wir uns eben quetschen. Bevor ich da anrufe, wollte ich aber noch mal fragen: sonst noch wer? Oder jemand anderes vielleicht doch leider nicht? Schnell schnell kommentieren und Bescheid sagen. Ich freue mich schon sehr!

Montag, 25. Februar 2013

Meine Sensationserfolge mit der Friss-das-Doppelte-Diät

Jeden Montag Morgen steige ich auf die Waage und hoffe, so um die 500 Gramm zugenommen zu haben - das wäre perfekt. Heute habe ich 900 Gramm abgenommen. Und ehrlich, ich bin perplex. Sorgen muss ich mir wohl keine machen, dazu war der Ultraschall vom Donnerstag viel zu gut, außerdem vergeht seitdem kein Tag, an dem ich ihn nicht mehrmals (ihn. Habt ihr gesehen? Wie selbstverständlich schreibe ich "ihn". Ha!) treten oder boxen spüre. Aber ich frage mich, wieso? Letzte Woche haben wir zwei Romantiker unseren vierten Hochzeitstag mit je einer Schlachteplatte beim Griechen gefeiert. Nach dem Ultraschall waren wir nach alter Tradition bei Burger King, und zwar nicht wegen der neuen Apfelstäbchen. Am Samstag habe ich Pizza gebacken, und zum Nachtisch hatte ich eine komplette Packung (gut, nicht die Familienpackung, aber trotzdem) Schokoladeneis - wie kann das angehen? In den ersten Wochen nach dem Test habe ich mich wirklich mehr am Riemen gerissen und konnte zugucken, wie mein Bauch langsam aus der Hose quillt. War das alles Luft? Hormonfasching? Eine Laune der Natur? Die Vorweihnachtszeit? 72,9. Damit habe ich jetzt, im sechsten Monat, noch nicht mal ganz fünf Kilo zugenommen. Natürlich hofft man, so lange man lebt, und ich hatte sicher gehofft, ich würde eine dieser knackigen Schwangeren mit einem niedlichen, genau abgegrenzten Kugelbäuchlein am ansonsten drahtigen Körper, aber ich hatte noch viel mehr befürchtet, dass es bei mir in der Schwangerschaft kein Halten mehr geben würde, egal, wie viele schlaue Texte ich zu dem Thema lese. Ich esse unter normalen Umständen schon für zwei, jetzt also für drei. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Und es geht mir gut, ich habe weder Dünnpfiff noch leide ich an Appetitlosigkeit oder anderen besorgniserregenden Dingen.

Außerdem habe ich drei Hebammenpraxen angeschrieben. Ich fürchte, mit einer Geburt zur Ferienzeit habe ich mir die Aussicht auf das vertraute Gesicht einer Beleghebamme versemmelt, aber da rechne ich sowieso mit einem Ausnahmezustand, und ob ich die alle zum ersten Mal sehe, ist dann auch schon fast wurscht (zumindest in meinem Kopf). Für die Vorsorge brauche ich sie auch nicht, ich gehe gerne weiter zu meiner Ärztin. Aber für die Nachsorge und die ersten Wochen hätte ich gerne eine. Und es zeigt sich, dass unsere Idylle hier im Vorort andere Leute nicht so zu begeistern scheint wie uns. Noch keine der Praxen hat geantwortet, und meine Mails waren vom Donnerstag Vormittag. Ehrlich, wie rufbereit genau kann eine Hebamme sein, die es in vier Tagen nicht schafft, eine kurze Mail zu beantworten? Also werde ich mich heute vom Auto aus ans Telefon hängen und denen hinterhertelefonieren. Es wird wohl Zeit.

Und dann habe ich noch zu melden, dass ich uns einen Tisch im Gloria für Sonntag, 11 Uhr reserviert habe, für sieben Damen, mich eingeschlossen. Liebe Fanny, deine Mail hab ich gesehen und freu mich schon auf Dich und die anderen.

Montag, 18. Februar 2013

Stammtisch in Hamburg und anderswo

Erst monatelang nichts, und jetzt hopplahopp. Tut mir leid, geht nicht anders. L. hat in seinen Kalender geguckt und zu meiner Freude festgestellt, dass er am 3. März (einem Sonntag) noch rein gar nichts vorhat. So dass er an diesem Tag den Hundesitter machen kann und wir uns zum Brunch-Stammtisch im Gloria treffen könnten. Ich würde vorschlagen, so um elf? Über Zusagen freue ich mich und bitte sogar darum, denn dann kann ich rechtzeitig einen Tisch reservieren, an den wir alle passen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich in den letzten fünf Jahren ca. dreimal zum Frühstücken verabredet war und meine innere Landkarte, wo man das in Hamburg gut kann, ein bisschen angegilbt ist. Wenn also eine der Damen ein neues Juwel am Frühstückshimmel entdeckt hat, nur raus damit! Nur weil wir immer im Gloria sind, müssen wir es diesmal ja nicht auch so machen.

Außerdem bin ich zwar schwer gerührt, dass ein paar von euch, die nicht in Hamburg wohnen, sich immer noch über den Kommentarteil des Uralt-Posts "Starthilfe für Stammtische" verabreden, aber ich dachte, für all das Gescrolle hat doch kein Mensch Zeit, deshalb hier eine neue Starthilfe.

Sonntag, 17. Februar 2013

Kleine Föten, kleine Sorgen, große Föten, große Sorgen

Es scheint fast so, als ob Sorgenmachen zu meiner zweiten Natur geworden ist (oder vielleicht auch immer schon war). Denn sobald die Sorge, dass das Kind in meinem Bauch einfach stirbt und mich hier hängenlässt mit meinen Hoffnungen und Plänen wie das letzte Mal, auch nur ein kleines Stückchen beiseite rutscht, sind sofort andere Sorgen zur Stelle. Was wird aus L. und mir, wenn das Kind da ist? Werden wir es irgendwie schaffen, unserem von Windeln und Bäuerchen geprägten Alltag ein bisschen Romantik abzutrotzen? Werde ich es schaffen, L., grundsätzlich hilfsbereit wie kein Zweiter, aber praktisch doch eher der Typ, der Schwierigkeiten damit hat, seine Tasse in die Spülmaschine zu räumen - werde ich den dazu kriegen, freiwillig und unaufgefordert das Kind zu wickeln, zu trösten und spazieren zu fahren? Ohne, dass ich erst Pläne aufstellen, Tränen vergießen und mit Auszug drohen muss? Werde ich meine Schwiegermutter davon abhalten können, uns mit tonnenweise Kram zuzuschütten? Werden wir zwölf Monate lang von Miracoli leben (für eine Woche keine schlechte Aussicht, aber dann...)? Werden wir jemals wieder New York sehen? Oder Sizilien? Oder ein richtiges Restaurant für Erwachsene von Innen? Und wird das tatsächlich klappen, irgendwann - z.B. im Sommer nächstes Jahr - das Kind für zwei Wochen zu meinen Eltern zu geben und mit den Mädchen in einen herrlichen Damenurlaub zu verschwinden? Werde ich jemals wieder arbeiten? Und daran Spaß haben? Und nicht mit irgendwelchen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen abgespeist werden? Werden die sechste Staffel 30Rock, die vierte Staffel Downton Abbey, die dritte Staffel Game of Thrones und die dritte Staffel Girls warten müssen bis 2015? Werde ich jetzt mit Kommentaren indignierter Damen überschüttet, die mir mit hochgehaltenem Zeigefinger erklären, dass ich auf diese Art von Pipifaxsorgen jetzt kein Recht mehr habe? Dass ich überhaupt gar kein Recht mehr habe, mich jemals wieder über irgendwas zu beschweren, so lange es sich nicht um ein lebensbedrohliches Problem meines Kindes handelt? Das wüsste ich wohl gerne.

Den Hunden habe ich außerdem zu verdanken, berichten zu können, dass es Frühling wird. Im Gegensatz zu den vielen Menschen da draußen, die sich z.B. wegen ihrer Couch oder wegen ihrer Hobbies oder wegen ihres Vermieters oder wegen mehr Selbsterkenntnis, als ich jemals aufbringen könnte, gegen einen Hund entschieden haben, bin ich gezwungen, auch an so einem ekligen grauen Stinketag vor die Tür zu gehen und mich in der Natur zu bewegen, sogar ziemlich lange und ziemlich weit. Und ich kann sagen, da draußen tut sich was. Man sieht es nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten bis zwanzigsten auf jeden Fall. Es ist nicht mehr weit bis Frühling. Und wenn es erst mal Frühling ist, dann ist ruckzuck Flipflopzeit, und wenn erst die Eisdielen wieder aufhaben und es Sonntags nach Grill riecht, ist es schon so gut wie Sommer, und im Sommer kommt das Kind. Ist das zu fassen? Ich finde nicht.

Damit noch mal kurz zum Stammtisch. So gerne ich uns auch noch im Februar zu einem Sonntagsbrunch ins Gloria zusammengepfiffen hätte, es ging einfach nicht, denn an allen Sonntagen im Februar hatte L. ganztägig außer Haus zu tun, und ich kann unsere kleine Epileptikerin immer noch nicht alleine lassen. Aber im März könnte es besser werden. Weil er gerade immer noch unterwegs ist, kann ich leider nicht seinen Turnierplan mit ihm abgleichen, aber ich bin mir sicher, irgend ein Sonntag im März wird sich finden. Nur nicht der 24., da hab ich was vor. Das einzige Mal, dass ich jemals beim Gloria-Brunch war, war übrigens der halbe HSV dort versammelt. Für die Jungs am Tisch ein unerwarteter Bonus, für mich eher lästig, weil mit den Jungs keine Unterhaltung mehr möglich war und ich mich außerdem bei freier Auswahl ernähre wie ein Leistungssportler mit einem Kalorienverbrauch von ca. 8000 täglich, also z.B. von Speck und Eiern, an die aber mit so viel Konkurrenz kaum zu kommen war. Diesmal wird das bestimmt ganz anders. Sagt doch mal, liebe Stammtischinteressierte Abkürzungs- und Ex-Abkürzungsdamen, wer an welchem Sonntag könnte und wollte? Ich verspreche auch, dafür zu sorgen, dass das nicht in eine Runde für Stilltipps ausartet.

Sonntag, 10. Februar 2013

Psssst, Sonntag

Die Hunde waren spazieren, haben gefrühstückt und haben sich jetzt zu zwei behaglich schnarchenden Fellschnecken zusammengerollt. L. ist beim Tischtennis. Ich bin aus der Hundejeans wieder in meine Pyjamahose gestiegen, trinke Tee, esse mich durch den Kühlschrank und genieße den tiefen Frieden, das frisch bezogene und nach Ökozitronenwaschmittel duftende Bett und die verschneiten Bäume vor dem Fenster. Wäre das Würmchen in meinem Bauch nicht, käme ich an so einem blitzblanken Tag in Versuchung, mit einer neuen Fastenwoche zu liebäugeln. Stattdessen wärme ich mir nachher die Sauerkrautreste auf, bummele am frühen Nachmittag mit den Hunden am Flüsschen entlang, und dann mache ich mir vielleicht ein Feuerchen und esse Milchreis. Seit Donnerstag hatte Momo keinen Anfall mehr, und ich traue mich sogar schon wieder, unter die Dusche zu gehen, ohne sie mit ins Bad zu nehmen. Und bei all der weißen Stille spinne ich ein bisschen vor mich hin, wie das alles wohl sein wird? In sechs Monaten? Oder zwölf? Oder fünf Jahren? Weniger still, so viel steht mal fest. Wird an so einem Tag L. vielleicht mit dem Würmchen beim HSV sein? Gehen wir alle zusammen in ein Spaßbad? Zerren wir fluchend einen Schlitten durch den Wald? Liegen wir entkräftet auf unseren schokobeschmierten Sofas herum und schaffen es gerade noch so, zusammen eine Astrid Lindgren-DVD zu glotzen? Gibt es dann noch DVDs? Ohne, dass die Angst großartig nachgelassen hätte, träume ich doch trotzdem davon, wie das alles wird - aber das habe ich auch schon getan, bevor ich überhaupt schwanger war. Ich träume von Wochenenden, an denen alle Freunde willkommen sind, von lustigen, lauten Mahlzeiten, für die niemand nach Hause geschickt wird, von Zelten im Garten, von Essen auch mal unterm Tisch, oder davon, mein Kind auch mal ausnahmsweise nachts um zwei zu wecken, damit wir zusammen Schokocroissants backen und hinterher in einer Wolldeckenhöhle essen können. Machen wir an so einem Tag einen Ausflug? Spacken wir auf der wii herum? Oder spackt Würmchen lieber alleine und schämt sich tot für den Mitspackwunsch seiner doofen Mama? Was sagt es überhaupt zu mir, Mama, Mutti, hoffentlich ja wohl nicht Flora?

Neuigkeiten vom Würmchen:
Eigentlich keine. Ich spüre ab und zu etwas, habe aber keine Ahnung, ob das nun Mutterbänderschmerzen oder Endometriosekrämpfe oder Tritte oder Wachstumsschmerzen oder Gasblasen oder Poltergeister sind. Aber ich habe beschlossen, dass das noch eindeutiger wird, dass es mich bis dahin zwar wahnsinnig machen wird, aber dass ich da eben durch muss und in ein paar Wochen vermutlich tiefe Sehnsucht haben werde nach der Zeit, als das Würmchen mich, meine Leber und meine Blase und meinen Magen noch in Ruhe gelassen hat. Gestern war ich mit meiner Schwiegermutter unterwegs, weil sie mir ein Schwangerschaftskleid kaufen wollte, was sich schwieriger gestaltet hat als gedacht, denn in dem ganzen riesigen Einkaufszentrum gab es keinen entsprechenden Laden. Und ich habe stolz zu berichten, dass wir bei jacadi trotz 50% Sale und aus Nähten platzender Kreditkarte meiner Schwiegermutter nichts gekauft haben. Nichts. Erstens weiß ich noch nicht, was es wird, und ich will ein männliches Würmchen nicht in noch so niedliche Schleifenbesetzte Strickponchos stecken. Und außerdem dachte ich, für den Dammbruch ist es noch zu früh, und einen Dammbruch würde das bedeuten: wenn wir jetzt diesen verdammten Poncho kaufen, dann vergeht in Zukunft kein Tag, an dem meine Schwiegermutter nicht mit einem neuen Babyteil hier anrückt, und ich will es genießen und selbst aussuchen und erst mal abwarten, welche Sorte Baby das wird und was zu ihm passt. Eher struppig, drall und rothaarig? Oder lang, fröhlich und ziemlich nördlich? Das kommt alles noch, aber nicht jetzt, 50% hin oder her.

Was den Frühstücks-Stammtisch betrifft, müssen wir mal sehen. Eigentlich wollte ich dem Wunsch einer zum Bersten schwangeren Abkürzungsdame entsprechend noch im Februar einen Termin finden. Jetzt haben wir aber das Problem, dass Momo zwar gerade anfallfrei ist, wir sie aber trotzdem nicht ganz alleine lassen können, und es steht noch nicht ganz fest, wann L. an den nächsten Wochenenden Spiele hat. Wissen wir das, schlage ich einen Termin vor, und dann sehen wir uns ja vielleicht wirklich noch in den nächsten drei Wochen? Bin übrigens ein bisschen aufgeregt wegen der gigantischen Schwangerschaftsquote innerhalb der Runde vom letzten Mal. Nicht zu fassen, das war noch nie! Ich hoffe aber trotzdem, dass nicht nur schwangere, sondern auch Abkürzungsdamen kommen.

Freitag, 18. Januar 2013

Müder wird's nicht

Gestern war ich zum ersten Mal beim Schwangerschaft(!!!)syoga. Ein Yogakurs, den ich deshalb ausgesucht hatte, weil er erstens in der Nähe ist und zweitens in einer Hebammenpraxis (!!!) stattfindet, auf deren Homepage gleich als erstes steht, dass man hier von Esoterik jeder Art nicht viel hält. "Da sind wir uns ja einig" dachte ich und überwies die 120 Euro für den Kurs. Zu Beginn gab es eine Begrüßungsrunde. Jede sollte sagen, wie es ihr mit und nach der letzten Stunde (die ich wegen Elternbesuch verpasst habe) ging. Die beiden häufigsten Äußerungen waren: 1. ich konnte danach nicht schlafen, war aber trotzdem am nächsten Tag wach und 2. an die Mantren und das Singen muss ich mich erst gewöhnen. Ich dachte mir: schlafen kann ich ja jetzt schon nicht, wie soll das nur werden, und Mantren? Oh Gott, bitte nicht zu viele davon, denn Mantren nerven, und Mantren werde ich nie-nie-niemals singen, aber blieb trotzdem eisern entspannt. Am Ende vergingen von den 75 Minuten Kurs mindestens 10 mit dem Singen irgendwelchen magischen Gebrabbels. (ohne meine Beteiligung, was aber ok war - ich hatte gesagt, vielleicht bin ich irgendwann so weit, vielleicht auch nicht, bis dahin sitze ich einfach nur so dabei) Trotzdem war das nett, entspannend, aufbauend, alles was es sein sollte - aber geschlafen habe ich schon lange nicht mehr so schlecht, und ich habe bei Schlaflosigkeit hohe Standards. Und es war mir zu wenig Sport. Ich gehe sonst in Yogakurse, nach denen man das Bedürfnis hat zu Duschen. Diesmal wurden mal die Schultern gekreist, mal das Becken, mal haben wir uns ein bisschen vor und zurück gelehnt, das war alles sehr schön, aber ich dachte die ganze Zeit: "Ok, warm bin ich jetzt, wann geht's los?" Also habe ich hinterher mit der Yogalehrerin besprochen, dass ich einfach weiter in mein Studio zum Yoga gehe und Bescheid sage, dass ich schwanger bin, die Lehrerin da sagt mir dann hoffentlich Bescheid, wann ich ein Päuschen machen soll. Und Schwimmen kann ich bei der Gelegenheit auch. Das war ehrlich nett, die anderen schwangeren (!!!) Damen machten auch einen netten Eindruck (wenn ich auch festgestellt habe, dass ich die einzige mit lackierten Nägeln war, da war mehr Batik als Essie), und ich freu mich schon auf nächste Woche, aber trotzdem frage ich mich, wie geht das vor sich in einer Hebammenpraxis mit dem Motto "Dreimal Yeah für Esoterik!"? Die waren übrigens alle weiter als ich, jede einzelne. Wir haben alle unseren Namen und unseren Stichtag auf einen Zettel geschrieben, und einige sind schon im März fällig, eine im Juni und niemand außer mir im Juli.
Heute bin ich hundemüde, meine Energiebahnen scheinen nicht ganz so zuverlässig aktivierbar zu sein wie die anderer Leute, und ich bin L. unendlich dankbar, dass er sowohl heute als auch morgen und übermorgen den ersten Hundegang übernimmt, der Schatz.
Ab heute bin ich in der sechzehnten Woche. Laut meinen Apps gibt es Damen, die ab jetzt schon ab und zu Bewegungen im Bauch spüren können, und ich könnte es nicht beschwören, aber ich hab in den letzten zwei Wochen schon ab und zu gedacht: war da was? So was Kleines, was ganz zaghaft und wie ein Spuk von Innen an mir entlangstreicht? Außerdem kann das Kind mich ab dieser Woche angeblich beim Singen hören, ein Grund mehr, das mit den Mantren zu lassen. Ich habe einen Bauch, und sobald ich was Präsemntableres trage als diesen giftgrünen Venice Beach-Nickyanzug (den L. mir mal gekauft hat als sehr gelungene Überraschung), mache ich auch ein Foto davon und stelle es hier rein. Gleichzeitig ist das die letzte Woche des vierten Monats. Schaffe ich es in den fünften? Wird es ein Post-Label namens "Fünfter Monat" geben? Vierter Monat war schon surreal.

Außerdem habe ich über den Vorschlag nachgedacht, einen Frühstücksstammtisch zu machen. Eigentlich finde ich die Idee sehr gut, die Frage ist nur, ob sich genügend Abkürzungsdamen finden, die Lust haben, einen freien Vormittag am Wochenende für Abkürzungsaktivitäten zu opfern. Falls nicht, auch nicht schlimm: dann treffen wir uns eben wieder wie immer, und zur Abwechslung bin ich die Nüchternste am Tisch und gucke euch dabei zu, wie ihr langsam rote Bäckchen bekommt. Liebe Sanne, herzlichen Glückwunsch! Ist ja nicht zu fassen, ob die uns an dem Abend was ins Getränk getan haben? Zwei Schwangere innerhalb der nächsten Wochen! Und zwei harte Fälle noch dazu! Freu mich sehr für Euch und drück feste die Daumen, dass die Blutungen Ruhe geben und alles, alles gut wird.

Mittwoch, 26. September 2012

Whoaaaa, Stammtisch!!!

So viele Anmeldungen hatte ich noch nie: wenn wirklich alle kommen, sind wir zu acht morgen Abend. Ich freu mich auf jede alte und neue Nase, das wird herrlich!

Und den Tisch hab ich jetzt auch reserviert.

Bis morgen um acht im Gloria!

Dienstag, 25. September 2012

Stammtisch: jetzt aber.

Liebe Abkürzungsdamen, übermorgen ist Donnerstag und damit Stammtischtag. Das Wetter soll sogar schön werden! Trotzdem würde ich vorschlagen, drinnen zu reservieren. Bisher haben sich angemeldet:
Karo
Kristina
Mona
und eine zweite Kristina wäre letzte Woche gerne gekommen - ich hoffe, sie kommt dann diese Woche auch? Ich würde mich jedenfalls sehr freuen.

Damit wären wir entweder zu viert oder zu fünft.

Möchte sonst noch jemand kommen? Eigentlich sind die Stammtische keine Veranstaltungen mit abgehakten Teilnehmerlisten, aber weil es im Gloria Donnerstags erfahrungsgemäß proppenvoll wird, würde ich gerne einen Tisch bestellen, der groß genug für uns ist. Andererseits wäre es aber auch doof, in einem aus allen Nähten berstenden Laden zu viert an einem Achtertisch zu sitzen, denn dann wollen sich unweigerlich Leute dazusetzen, die dann zu ihrer Pizza unseren Kinderwunsch-schmonzes lauwarm serviert bekommen.

Also bitte: wer noch kommen will, kurz Bescheid sagen, denn morgen um die Mittagszeit würde ich spätestens reservieren wollen. Ich freu mich! Hatte ich schon gesagt, oder?

Montag, 17. September 2012

Dieser Post wurde mit vollem Mund geschrieben

Heute muss ich nicht schwänzen, heute ist adoptionsfrei. Die Gruppe trifft sich erst nächsten Montag wieder, dann kommt ein inzwischen erwachsenes Adoptivkind zu Besuch und erzählt, wie das alles so war und ist. Das werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, und wenn wir nicht von einem Kometen erschlagen werden, sitzen L. und ich um fünf vor halb acht mit Riesenohren auf unseren unbequemen Stapelstühlen.

Bis dahin treiben mich andere Dinge um.

Erstens: Stammtisch. Ich höre mich schon an wie eine Platte mit Sprung, aber diesmal klappt es bestimmt, ich hab das im Gefühl! Ich würde allerdings nächste Woche Donnerstag vorschlagen, denn diese Woche bin ich so dermaßen zugeschissen mit Arbeit, dass es kein Halten gibt. Ein Auftragsspritzdurchfall, könnte man sagen. Zwar könnte ich mir irgendwie den Donnerstag auch diese Woche freischaufeln, aber dann würde ich da sitzen und alle fünf Minuten auf mein Telefon starren, ob schon Post von Kunde A oder Kunde V da ist, das wäre also nicht das Wahre. Darum Donnerstag nächste Woche, bis dahin ist wieder gut, und wir machen uns einen lustigen Abend. 20:00 Gloria in der Belle-Alliance-Straße also. So gegen Dienstag frage ich noch mal nach, wer überhaupt kommt, aber sobald wir zu dritt sind, kann es los gehen.

Zweitens: das Laufprogramm. Wieder steht mir und meinen federleichten Turnschuhen ein großer Schritt bevor: Woche 10 ist vorbei, morgen in erbärmlicher Frühe beginnt Woche elf. Ab morgen werden aus 30 Minuten 45 Minuten, und ich weiß nicht, wie ich das an Agenturtagen schaffen will, ohne um halb sieben aufzustehen. Eine Aussicht, die mir normalerweise ab 15:00 am Vortag die Laune versaut. Aber es geht nicht anders, und Laufen macht wundersame Dinge mit mir. Übrigens bisher noch nicht mit meinem Gewicht, aber das kann ich alles erklären: Leider ist da diese neue Fress-Freiheit, wann immer ich ein Sportprogramm starte. Die ersten zwei-drei Wochen bin ich noch brav und zum Gähnen vernünftig, aber dann setzt jedes Mal die Phase ein, in der ich denke, dass es überhaupt kein Problem ist, wenn ich an einem langen faulen Sonntag
2 Back-Camemberts
1 Blech Pommes mit Mayo und Ketchup
2 Champignonbaguettes
1 Topf Pasta mit Trüffelöl und Parmesan
1 Topf Popcorn
usw. usf. etc. esse, schließlich bin ich jetzt ja Läuferin.
Gierig und verfressen bin ich immer, aber in dieser Phase wird es schlichtweg grotesk. (Hat jemand mal den Film "Das große Fressen" gesehen? Ungefähr so, nur ohne die Prostituierten und die Lehrerin.) Und es wird auch nicht besser dadurch, dass seit letztem Freitag das neue Nigella-Kochbuch (italienisch. Ha!) zuhause liegt und durchgekocht werden will. Das Luder. Dagegen kann mein bescheidenes Laufprogramm nicht an. Noch! Denn ab morgen werden andere Saiten aufgezogen: ab morgen läuft es nämlich folgendermaßen, und zwar alle zwei Tage.
Ich betrete im Morgengrauen den Park, an den Füßen die nike frees, unterm Arm meine Fußtrainer (stinknormale Surfschuhe aus Neopren mit dünner Gummisohle). Die Fußtrainer verstecke ich irgendwo, wo sie weder von Hunden noch Spaziergängern oder Insekten gefunden werden. Dann laufe ich mich fünf Minuten ein, sollte dann bei einer Bank oder Treppe ankommen und mache zehn Minuten Muskeltraining. Dazu kann ich die Bank rauf- und runterhüpfen, Käsekästchen springen oder Seitstütze machen, bis mir schlecht wird. Nach zehn Minuten laufe ich weiter, 25 Minuten lang. Sind die um, dann sollte ich wieder am Schuhversteck angekommen sein. Ich ziehe die Turnies aus und die Trainer an und laufe noch mal fünf Minuten kreuz und quer über eine benachbarte Wiese. Dann sind 45 Minuten um und ich ein Stück näher an der Figur, die ich vor 10 Jahren in meinem Wahn noch als selbstverständlich hingenommen habe.

Es ist allerdings nicht so, dass sich so gar nichts getan hat. Laut der schäbigen alten Rossmann-Körperfett-Waage in unserem Bad habe ich in den letzten Monaten ein halbes Prozent Körperfett abgebaut und drei Prozent Muskelmasse dazubekommen. Ha! Das hätte ich ehrlich gesagt auch ohne die Waage gedacht. Es ist merkwürdig, aber bei diesem Trainingsprogramm hatte ich wirklich das Gefühl, dass sich die Muskeln langsam von den Zehenspitzen ausgehend die Beine hochfressen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn sie erst mal die Hüfte überwunden haben. So stabil und leicht habe ich seit vielen Jahren nicht mehr auf den Füßen gestanden, egal, ob ich gerade ein Treppenhaus hochrenne oder auf hohen Absätzen übers Kopfsteinpflaster balanciere. Und selten war ein so aufwändiger Plan so befriedigend und leicht einzuhalten. (Sage ich, die in den letzten Jahren spektakulär an vielen Plänen gescheitert ist: Dem Plan, trockene Wäsche sofort wegzubügeln. Dem Plan, mit Weight Watchers innerhalb eines halben Jahres sechs Kilo abzunehmen. Dem Plan, mir nur noch Kleider zu kaufen, die mir passen, stehen, auch für Grobmotoriker und zu spannenden Filmen bügelbar sind und nicht in die Reinigung müssen. Dem Plan, jede Woche mindestens einen Abend schweigend, zufrieden und konzentriert mit einem guten Buch auf der Couch zu verbringen. Dem Plan... ach, es ist deprimierend, das auch nur hinzuschreiben.)

So. Ich freu mich also auf nächsten Donnerstag. Wer teilt sich einen Burger und drei Pizzas mit mir?

Donnerstag, 13. September 2012

Schon... äh...

Liebe Stammtischdamen, es tut mir schrecklich leid, aber ich muss wieder schieben. Diesmal sind nicht zu wenig Teilnehmer Schuld (zu dritt wäre bestimmt nett geworden!) oder die verplante Flora, die ihren Terminkalender und ihre Deadlines verdaddelt hat, sondern L.

L. kommt gerade vom Arzt, wo er eigentlich nur mal so und auf langes Gedrängel von mir hingegangen ist. Ich saß zuhause am Telefon und wartete auf Nachricht, die dann mit einer Stunde Verspätung endlich kam: L. musste spontan operiert werden. Das ist alles nicht schlimm, wird wieder gut, er sitzt mir gegenüber quietschfidel im Ohrensessel und fummelt an seinem ipad rum, und noch nicht mal ich (die noch nicht mal Grey's Anatomy gucken kann, weil sie bei jedem medizinischen Missgeschick sofort denkt, das passiert mir oder jemandem, der mir wichtig ist) mache mir jetzt Sorgen, aber: nach der Narkose soll er heute nicht alleine bleiben, und die Hunde zählen nicht als Aufsichtsperson.

Ich kann also heute nicht weg hier.

Wollen wir uns also noch mal vertagen? Z.B. auf nächste Woche? Oder heute in zwei Wochen?