Orakel Quotes

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Nicole Gozdek
“Insgeheim schätzte er sich glücklich, dass das Komitee der Prophezeiungen für Jedermann ihn bisher nicht ausgewählt und das Orakel ihm keine wichtige Aufgabe übertragen hatte. Schließlich war er inzwischen achtzehn Jahre alt und auch sein Name befand sich nun im Lostopf, aus dem das Komitee jeden Tag zweihundert Namen willkürlich zog und die Auserwählten zum Orakel schickte, wo sie vom gefährlichsten Magischen der Welt eine Prophezeiung mitgeteilt und das Symbol auf ihre Stirn bekamen. Es gab genug Momente, in denen er sich für diese Feigheit schämte, ja, er hatte sogar schon Tage erlebt, an denen er sich vorstellte, doch auserwählt zu werden, seine Queste zu schaffen und sich dann der anerkennenden Blicke all der Menschen sicher zu sein, die er liebte und deren Zuspruch er sich so verzweifelt wünschte. Doch er wusste, das würde nie geschehen. Seine Mutter würde nie ein Wort der Anerkennung zu seiner Leistung verlieren. Schließlich bewältigten viele Menschen Tag für Tag ihre Queste ohne jede Mühe. Im Gegenteil, sie setzte sicher voraus, dass er es schaffen würde und dabei im vorgeschriebenen Zeitplan blieb.”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann

Nicole Gozdek
“Welche Aufgabe würde er erfüllen müssen? Würde er eine leichte Prophezeiung bekommen oder eine schwere? War das Orakel wirklich so furchteinflößend, wie er es sich vorstellte? Es musste mindestens vierhundert Jahre alt sein und hatte im Krieg der Magischen gegen die Menschen gekämpft. Es war das letzte überlebende Orakel der Magischen. Hasste es sie deswegen und versuchte es, den Menschen zu schaden? Dass das Orakel launisch sein sollte, war allgemein bekannt. Er konnte nur hoffen, dass er nichts tat oder sagte, womit er sich seinen Zorn zuzog.”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann

Nicole Gozdek
“Er grübelte noch ein wenig über das Rätsel nach, während sie die Festung betraten. Drinnen war es überraschend kühl für einen warmen Sommertag und Zacharias fröstelte. Altertümliche Fackeln an den Wänden der Korridore – ein Anblick, der Zacharias kurzzeitig überraschte – spendeten zwar Licht, aber nur wenig Wärme. Ihre Schritte hallten durch den Gang, prallten von den steinernen Wänden ab, an denen Hunderte, wenn nicht gar Tausende kleine Siegel angebracht waren. Wieder juckte Zacharias’ Haut, wenn auch nicht so stark wie am magischen Schild.
Wie mochte es sich wohl für das Orakel anfühlen?
Der Gedanke ließ ihn stocken. Beinahe wäre er über seine eigenen Füße gestolpert, als er den Kopf schüttelte. Niemand musste ihm sagen, dass er besser den Mund halten und ihn so schnell wie möglich wieder vergessen sollte, wenn er nicht als Aufrührer und Rebell verhaftet werden wollte.”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann

Nicole Gozdek
“Sie gingen durch die Tür und erst anhand des plötzlichen Gewispers der anderen Auserwählten begriff er, dass sie ihr Ziel erreicht hatten: das Orakel, den gefährlichsten Magischen der Welt.”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann

Nicole Gozdek
“Doch erst als Zacharias drei Schritte vor und an seinem hünenhaften Vordermann vorbeitrat, erkannte er die Ursache für ihre Angst.
Allerdings sah das Orakel in Zacharias’ Augen nicht im Geringsten furchteinflößend aus, nur ungewohnt. Die Magischen besaßen eine andere Knochenstruktur als sie, sodass leicht der Eindruck entstehen konnte, etwas wäre mit ihren Gesichtern und Körpern nicht richtig. Ihre hellen Augen leuchteten, wenn sie Magie wirkten. Irritierend empfanden die meisten auch das Fehlen jeglicher Augenbrauen, während die übrige Körperbehaarung mit der der Menschen identisch war. Trotz aller Ähnlichkeiten war eine Verwechselung beider Rassen ausgeschlossen. Zusätzlich zu ihrer Fähigkeit, Magie zu wirken, hatten die Magischen eine Lebenserwartung von mehreren Tausend Jahren.”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann

Nicole Gozdek
“Menschenähnlich, aber gleichzeitig fremd wirkte das Orakel auf Zacharias. Oder er? Plötzlich war sich Zacharias sicher, dass sie einen Mann vor sich hatten, auch wenn der weite Kittel, das kurze Haar und die teils kantigen und dennoch weichen Gesichtszüge die Gestalt auf dem Stuhl androgyn wirken ließen.
Blass und kränklich sah sein Gesicht im Fackelschein aus. Wahrscheinlich war es dem Magischen nie vergönnt, das Tageslicht zu sehen.
Falten hatten sich um seine Augen und Mundwinkel eingegraben, die glühenden Augen lagen tief in ihren Höhlen. Die Eisenketten an seinen Handgelenken klirrten, als er sich aufrichtete und sie einen nach dem anderen musterte. Das Orakel verzog keine Miene, dennoch konnte jeder im Raum spüren, wie wenig sie hier willkommen waren.
Er sah müde aus.
Unerwartetes Mitleid überkam Zacharias. Verflucht, Brunhilde hatte recht. Er war einfach zu weich!”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann

Nicole Gozdek
“»Zacharias East!«
Die Angst überrollte ihn wie eine schwarze Welle eiskalten Wassers. Wahrscheinlich sah man ihm den Schock an, denn er bewegte sich mit zittrigen Storchenschritten vorwärts, bis er so weit an das Orakel herangetreten war, wie er durfte. Aus der Nähe – jedenfalls sofern man bei fünf Schritten Abstand davon sprechen konnte –, wirkte der Magische noch erschöpfter und Zacharias erinnerte sich daran, dass man ihn zwang, zweihundert Prophezeiungen pro Tag auszusprechen, fünfundzwanzig pro Stunde, acht Stunden hintereinander ohne große Pause. Jeden Tag. Oder hatte er mal Urlaub oder ein freies Wochenende?”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann

Nicole Gozdek
“Zacharias bemerkte erstaunt, wie eine Veränderung mit Iani vor sich ging. Seine Haltung versteifte sich, fast schien ein unsichtbarer und nicht fühlbarer Wind seine Kleidung aufzubauschen, dann legte er los: »Idioten! Es sind unsere Prophezeiungen, unser Orakel, unser Schicksal! Wir haben ihm seit Tausenden von Jahren gedient! Warum unterstellt ihr uns, dass wir verhindern wollen, dass sich die Prophezeiungen erfüllen? Es ist uns eine Ehre, einem Auserwählten zu helfen! Ihr Menschen seid es, die das Schicksal ablehnen, es durchkreuzen und übers Ohr hauen wollen! Ihr seid diejenigen, die es nicht verstehen und denken, dass es euren Wünschen und Launen gehorchen muss!«”
Nicole Gozdek, Prophezeiungen für Jedermann