One Shot with Ed Sheeran

An Dokumentationen über bekannte Künstler und Künstlerinnen mangelt es auf Netflix nicht. Allein dieses Jahr haben uns Titel wie Being Eddie über Eddie Murphy, Babo – Die Haftbefehl-Story oder aka Charlie Sheen uns allerlei Prominenz nähergebracht – oder zumindest so getan als ob. Mit One Shot with Ed Sheeran kommt nun eine weitere bei uns heraus, dieses Mal dreht sich alles – der Titel verrät es bereits – um den britischen Sänger, der mit mehr als 150 Millionen verkauften Tonträgern sicherlich zum Musik-Olymp zählt, zumindest aus kommerzieller Sicht. Dass er von dem Streamingdienst für die Jagd nach einem Publikum verwendet wird, verwundert da nicht sonderlich. Auch wenn die letzte Hit-Single schon ein paar Jahre zurückliegt, der Name zieht noch immer.

„Spontane“ Odyssee durch New York City

Im Gegensatz zu den obigen Beispielen, die mit der üblichen Mischung aus Archivaufnahmen und aktuellen Interviews ein Bild zu zeichnen versuchen, hat man hier gar nicht den Anspruch, wirklich viel über das Leben oder die Karriere des Sängers zu verraten. Stattdessen handelt es sich bei One Shot with Ed Sheeran prinzipiell um einen Konzertfilm. Der Unterschied: Wo andere Konzertfilme üblicherweise auf einer Bühne gedreht werden, maximal noch ein bisschen vom Backstage-Bereich zu sehen ist, das Geschehen also relativ statisch ist, da bleibt Sheeran hier nie lange an einem Ort. Genauer streift er durch die Stadt, trifft die unterschiedlichsten Menschen und gibt das eine oder andere spontane Konzert – an mal mehr, mal weniger naheliegenden Orten.

Verkauft wird das Ganze als improvisierte Odyssee, bei der man nie genau weiß, was als nächstes geschehen wird. Und das, was geschieht, wird „zufällig“ von der Kamera eingefangen. Dass man das nicht unbedingt glauben muss, zeigt bereits ein Blick auf die beteiligten Personen. So führte hier nicht irgendein Dokumentarist Regie, sondern Philip Barantini, der mit Adolescence eine der meistdiskutierten Serien des Jahres inszeniert hat. So wie dort hat er One Shot with Ed Sheeran – auch in der Hinsicht ist der Titel Programm – als One-Take-Ereignis gedreht, das ohne Schnitte auskommt. Das verstärkt natürlich die beabsichtigte Wirkung, dass das alles direkt aus dem Leben gegriffen wird, so als wäre man hier tatsächlich ziellos durch die Gegend gelaufen und habe alles auf sich zukommen lassen.

Kunstvoll und gut gelaunt

Das hätte vielleicht funktionieren können, wären da nicht eine ganze Reihe von Szenen drin, bei denen man ganz genau weiß, dass sie vorab geplant waren. Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass Sheeran bei seinem Streifzug lauter Leute trifft, die er kennt? Umgekehrt scheint sich auch niemand daran zu stören, dass da ein Team mit einer Kamera herumläuft. Es gelingt zwar, dieses so gut zu verdecken, dass trotz allem ein Gefühl von Intimität und Spontaneität entsteht. One Shot with Ed Sheeran hat das aber mehr der kunstvollen Inszenierung zu verdanken, nicht dem Inhalt, das dann doch mehr einer dieser Reality-TV-Show ähnelt, die auch so tun, als wäre das alles gerade aus dem Bauch heraus geschehen.

Wem dieses kunstvolle Gemauschel egal ist, kann aber durchaus seinen Spaß hiermit haben. So sind einige Begegnungen schon irgendwie amüsant. Außerdem darf der Sänger eben viele Lieder zum Besten geben: Wer Fans dieses Folk-Pops ist, bekommt innerhalb einer Stunde einiges zu hören. Zusammen mit den sich ständig wechselnden Settings wird dem Publikum schon einiges geboten, wofür man hier einschalten kann. One Shot with Ed Sheeran verbreitet auch gute Laune, was nicht nur dem immer lächelnden Briten zu verdanken ist, sondern auch den Menschen, die sich überwiegend richtig zu freuen scheinen, wenn die Musik losgeht. Auch wenn man hinter manches hier ein Fragezeichen setzen darf, als Gute-Laune-Doku ist das aber durchaus ganz nett geworden.