Immer mehr Developer nutzen KI-Tools – aber nicht alle Firmen fördern es
KI hat sich bei Developern durchgesetzt, viele schätzen die Erhöhung der Effizienz und Sicherheit. Aber nicht alle Firmen unterstützen die KI-Tools.
Eine breit angelegte Studie von GitHub, "AI in Software Development 2024", zeigt, dass eine große Mehrheit der professionellen Entwicklerinnen und Entwickler KI-Tools nutzen, aber nicht alle Firmen dies aktiv unterstützen. Gerade in Deutschland klafft die Lücke am weitesten auseinander. Als einen der Hauptvorteile der KI nennen die Befragten die Verbesserung der Sicherheit im Code.
Über 97 Prozent der befragten Entwicklerinnen und Entwickler geben an, dass sie KI-Tools bereits für die Arbeit für "technische Unterstützung während des gesamten Softwareentwicklungszyklus" verwendet haben, aber nur ein Teil der Unternehmen fördert oder erlaubt das. Diese Einstellung der Firmen gegenüber KI-Tools unterscheidet sich in den vier untersuchten Ländern deutlich: In den USA fördern oder erlauben 87 Prozent der Firmen KI explizit, in Indien 79 Prozent, in Brasilien 76 Prozent und in Deutschland als Schlusslicht 59 Prozent. Umgekehrt sieht es bei Firmen aus, die KI ausdrücklich verbieten: Hier führt Deutschland mit 14 Prozent, während die anderen im Schnitt bei unter 10 Prozent liegen.
GitHub zieht den Schluss: "Während Developer nach Verbesserungen des Workflows suchen, müssen die Verantwortlichen auch umfassendere strategische Ziele und Regulatorien berücksichtigen."
In Deutschland geringeres privates Interesse
Auch bei den Zahlen, wie viele Developer KI nicht nur bei der Arbeit nutzen, sondern auch privat, hinkt Deutschland hinterher. In den USA sind es 82 Prozent, in Deutschland nur 70 Prozent. Immerhin ein knappes Drittel der hiesigen Entwicklerinnen und Entwickler haben sich privat noch nicht für KI interessiert.
Die Adaptionsrate ist bei Firmen mit komplexer Toolchain niedriger als bei solchen mit komplexer Softwareausstattung. GitHub zieht den Schluss: "Das legt nahe, dass KI-Coding-Tools eine Rolle dabei spielen, den Workflow zu glätten und die Komplexität der Toolchain zu verringern". Es gäbe aber auch die Lesart, dass eine komplexe Toolchain die Einführung von KI-Tools erschwert.
Sicherheit verspricht einen Hauptnutzen – Shift Left
Dass GitHub Copilot die Produktivität erhöht, hat eine Studie des Unternehmens aus dem Mai gezeigt. Die jetzige Befragung sucht nach weiteren Gründen, warum Entwicklerinnen und Entwickler KI einsetzen. 90 Prozent der US-Developer "berichteten über eine wahrgenommene Verbesserung der Codequalität beim Einsatz von KI-Coding-Tools". Dem folgen 81 Prozent in Indien, 61 Prozent in Brasilien und 60 Prozent in Deutschland. Dass die KI die Codequalität explizit vermindert, wie andere Studien es nahelegen, meinen aber nur 15 Prozent der Deutschen. In Brasilien sind es sogar 19 Prozent, in den USA hingegen nur 3 Prozent.
Relativ einig sind sich Entwicklerinnen und Entwickler darin, dass KI es erleichtert, sich in neue Sprachen einzufinden (60 bis 71 Prozent), und sie setzen sie zunehmend regelmäßig für Testumgebungen ein (31 bis 41 Prozent).
Einen großen Vorteil durch die KI-Gehilfen stellen fast alle Developer im Bereich der Codesicherheit fest. Eine "signifikante Verbesserung" konstatieren 41 Prozent in Indien, 40 Prozent in Brasilien, 38 Prozent in den USA und 30 Prozent in Deutschland. Der hiesige Wert könnte belegen, dass deutsche Developer von vorneherein der Sicherheit eine größere Bedeutung beimessen. Die Macher der Studie sehen insgesamt viel Potenzial für einen Shift Left hin zur Security bereits während des Entwicklungsprozesses.
KI-Kenntnisse erhöhen die Job-Chancen
Auch darin sind sich alle einig: Mit KI-Kenntnissen steigt der eigene Wert irgendwie auf dem Arbeitsmarkt. Bei der Frage nach einem gesteigerten, "signifikanten Boost" sind deutsche Entwicklerinnen und Entwickler etwas zurückhaltender (43 Prozent) als die indischen Kollegen (56 Prozent).
Die Studie fragt auch, was die Leute mit der gewonnenen Zeit tun. In Deutschland stehen an erster Stelle mit je 47 Prozent "Zusammenarbeit mit Kollegen verbessern" und "Systeme designen", gefolgt von "kommende Technologien ausprobieren" (45 Prozent).
An der Studie nahmen 2000 Personen teil, je 500 pro Land. Sie kommen aus verschiedenen Unternehmen (86 Prozent ohne Überschneidungen) mit mehr als 1000 Angestellten. Zum größten Teil sind es Entwicklerinnen und Entwickler, ein kleiner Teil auch Data Scientists und Software Designer.
(who)