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Donnerstag, 16. August 2018

Alte Liebe...Flickenteppich


Flickenteppiche habe ich schon immer gemocht, sie sind für mich das kleine Bullerbü für den Hausgebrauch.
 Als ich in der vergangenen Woche, auf der Suche nach einem Malkittel für meine syrische Schulanfängerin, auf einen Riesenberg fein sortierter und nach Farben geordneter, alterT-Shirts stieß ( home mining !), oder wie meine Mutter gesagt hätte ; hab ich ausgegraben ) , bekam ich Lust, mal wieder einen Flechtteppich aus Altkleidern zu machen. Sooo viel Material und sooo schöne Farben... !


Also losgeschnibbelt, festes Garn gesucht ( auch home-mining) und einen Flechtteppich nach amerikanischer Machart begonnen. Schon vor vielen Jahren habe ich solche Teppiche hergestellt, leider habe ich meine Frühwerke irgendwann entsorgt.
 Im Gegensatz zu vielen Anleitungen im Netz, werden diese Teppich NICHT zusammengenäht, sondern eher miteinander verflochten. So entstehen schöne, geschlossene Strukturen , die Teppiche sind, wenn sie nicht zu groß werden, in der Waschmaschine waschbar.


Schon geringe Farbvariationen erzielen wunderschöne Effekte, die Arbeit ist zwar etwas zeitaufwändig, aber sehr einfach, wenn man den Dreh raushat. Eine tolle Verwendung für verschlissene oder verfleckte, nicht mehr tragbare Kleidung.


Nähere Anleitungen finden sich in diesem Buch ( unter anderem ) , es ist antiquarisch noch günstig erhältlich. Ich habe es  mir vor kurzem nachgekauft.
  
Wer mag, dem schicke ich aber eine selbsterstellte Anleitung per Mail zu...., 

 Im Juli bekam ich nach längerer Wartezeit ein paar 100 Ideen-Hefte zugeschickt, die mir in meiner Sammlung dieser formidablen Zeitschrift aus den 70 er Jahren noch fehlte.
Vieles, was in den vergangene Jahren als neu und fancy propagiert wurde, ist darin schon mal beschrieben und gezeigt. Auch die schönen Flechtteppiche. 


Für mich ist die 100 Ideen Zeitschrift, die in Deutschland leider nur zweieinhalb Jahre erschien, sowas wie die Mutter der Handarbeitszeitschriften.

War wohl einfach zu crazy!!!
Umso schöner, daß ich nun ein paar weitere Hefte habe, die ich ab und an verzückt durchblättern kann.


Die Einschulung meines syrischen Patenkindes ist übrigens sehr harmonisch und nett verlaufen.  An dieser Stelle möchte ich noch Astrid und Sabine für die liebevollen Gaben danken, welche die Zuckertüte der Kleinen bereichert und für viel Freude gesorgt haben...


Überhaupt war das ganze vergangene Wochenende so prall angefüllt mit besonderen Ereignissen und Kommunikation, daß ich kaum zur Besinnung, geschweige denn zum Bloggen gekommen bin.
 Habe ich jemals geglaubt, das Leben nach der Familienphase sei langweilig, einsam und öde... ? Ich kann mich nicht erinnern. 

Sternschnuppenguckerübernachtung...

Aber bestimmt kommen bald mal wieder ruhigere Zeiten. Und jetzt werde ich noch ein wenig an meinem Teppich herumflechten , von dem Lotti der Meinung ist, es wäre ihrer.


Samstag, 21. Oktober 2017

Stickmuster aus aller Welt - jetzt aber in echt ! - Buchvorstellung

 Entschuldigt bitte den Fehlstart vom 19. Oktober.
 Ein Klick und die Überschrift dieses Posts war schon im Netz.
 Das war kein billiger Trick um Leser zu gewinnen, das war einfach ein Versehen...

 Nun aber wirklich :

Broderie fra Gitta, mein erstes Stickwerk aus der Grundschule, Titel : Heulen und Zähneklappern, finished by Mutti
Sticken und ich, das ist ja im Moment noch mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Ich denke ich könnte es schon, aber so richtig viel habe ich da noch nicht gemacht. Hier und da mal ein paar kleine Verzierungen an Gestricktem für die Kinder. Ein paar lästige Stickereien während der Schulzeit... und nun neu aufgekommenes Interesse, zum Teil auch durch die Lektüre einiger wunderbarer Stickblogs. Punkt.


Im just vergangenen Dänemarkurlaub ( ja der mit der vergammelten Bude ! ) stöberten wir durch etliche Genbrugs.
 Genbrugs Läden, also Läden für gebrauchtes Zeugs, deren Erlös meist für wohltätige Zwecke gespendet wird , sind für mich ein Highlight im kleinen meerumschlungene Land der zehntausend Ferienhäuser. Ist es die größere Vernunft in Fragen des Konsums oder eine Tradition des Helfens, in jedem mittleren Städtchen gibt es ein paar der Gebrauchtläden...


Und schon lange, lange habe ich ein Faible für Handarbeitsbücher... viele schöne und seltenen Exemplare habe ich im Laufe der Jahre zusammengetragen.
 Also habe ich in den Gennies ( so sagt der Kollege meines Mannes, der fast in Dänemark wohnt ) nach Handarbeitsbüchern geforscht und auch ein paar nette Strickmusteranleitungsheftchen gefunden.

Und dieses tolle Buch. 




Es vereint zwei Themenbereiche, für die ich mich besonders interessiere.

Quelle : M. Gostelow ; Broderie fra hele verden

Für einfache, tragbare, bisweilen traditionelle Kleidung und, neu aufgekommen, für das Verschönern und Individualisieren durch aufgstickte Muster ( und die müssen beileibe nicht immer traditionell sein.)

Quelle : M. Gostelow ; Broderie fra hele verden

 " Broderie fra hele verden "  ist ein umfassendes Werk über die vielen traditionellen Stickmuster dieser Welt. Die Verfasserin,die Britin Mary Gostelow, hat mit ihrem Mann, ( einem Fotografen), in den 70er Jahren unzählige Länder bereist und die dort heimische Stickkunst dokumentiert.


Quelle : M. Gostelow ; Broderie fra hele verden

 Aufgemacht wie ein Kunstband, bietet das Buch Anleitungen für eigene Stickarbeiten, aber auch Schemazeichnungen der Kleiderschnitte, die bestickt worden sind.

Quelle : M. Gostelow ; Broderie fra hele verden

 Ich habe für das Buch etwas tiefer ins Portemonaie greifen müssen, habe aber keine Krone bereut, die ich dafür ausgeben habe. Ich war und bin begeistert.....

Quelle : M. Gostelow ; Broderie fra hele verden
Erschienen schon 1980 , kann das umfangreiche Buch es locker mit vielen Stickbüchern der Gegenwart aufnehmen...  

Und nicht nur das, ich habe die Autorin bisher nicht gekannt und bin mit dem Kauf des Buches sozusagen auf eine Goldmine gestoßen. Mary Gostelow hat bis in die 80er Jahre etliche Bücher über Stickarbeiten geschrieben, von denen einige antiquarisch zu vernünftigen Preisen erhältlich sind.
 Muss ich ja wohl nicht extra erwähnen, daß ich bereits einiges von ihr nachgekauft habe.


 Auch das umfassende Stickbuch aus Dänemark habe ich nochmal auf Deutsch erworben.
 Da heißt es : Das grosse Buch der Stickkunst und ist haargenau das Selbe, nur auf Deutsch. 
Also, wer von euch Interesse an Volkskunst, einfachen, traditioneller Kleidung und an wunderbaren Stickideen hat. Das ist genau das richtige Buch für Euch. Es vereint alle drei Themenbereiche und ist außerdem eine kurzweilige Lektüre. 
  

So, jetzt gehe ich meine Werkstattfenster neu verglasen. Eine Arbeit, die mich schon seit Jahren energisch nörgelnd anguckt, und an die ich mich heute endlich herangemacht habe. Denn der nächste Winter kommt bestimmt und durch die gesprungenden Scheiben ist der kalte Wind ordentlich durchgezogen....

Ich nehme mir vor, öfter mal über das eine oder andere Buch zu berichten... ich hoffe, ich schaffe es wirklich mal, das umzusetzen. Ich habe viele wunderbare Bücher über das Thema Handarbeiten....


Außerdem habe ich die Möglichkeit bekommen, ein sehr interssantes Fotoprojekt zu machen. Wenn alles über die Bühne ist, werde ich in Absprache mit allen Beteiligten hier auch etwas davon zeigen können. Aber das wird noch dauern...

Freitag, 18. September 2015

Bloggen heisst auch:

Loben lernen.
 In den Kommentaren und auch mal außer der Reihe !

Mein Einstieg in die Bloggerwelt war, glaube ich, eine Google-Suche nach irgendeiner Handarbeitsanleitung. 
So nach dem Motto : "Topflappen zweifarbig" oder "Omas Apfelmus". Neben den üblichen Foren, in denen sich Allerlei, auch geschwätzig Unnützes fand, habe ich so die ersten Blogs entdeckt. So etwa 7 oder 8 Jahre werden das her sein.
Es waren der Handarbeitsblog einer englischen Dame, die mich mit ihren fröhlichen, bunten Häkelsachen erfreute und die schlaue, nette Frau Liebe, die ihren Blog inzwischen privat gestellt hat.
 
Bloggerwelt ! Riesig!

Viele, viele weitere Blogs folgten, erst einmal aufmerksam geworden.

Inzwischen ist mir die Bloggerwelt ständige Inspirationsquelle geworden, wobei immer die Gefahr besteht, daß ein kleines Bloggerstündchen zur stundenlangen Reise wird und ich dann anschließend keine Zeit mehr habe, die gefundenen Tipps auch umzusetzten. 

Kennt wohl Jede/r.  


Ein wunderbarer Blog, inhaltlich wie auch formal ist der Koch-und Rezeptblog von Stefanie Grauer-Stojanovic. 
Selbst mit etlichen Nahrungsmittelallergien ausgestattet, lässt uns die Verfasserin von Kochtrotz an ihren erfolreichen Rezeptverwandlungen teilhaben.
 Ich habe schon etliche Rezepte nachgekocht und gebacken.

 ALLE ! ALLE ! ALLE ! haben geschmeckt, sind wunderbar geworden.

Gerade bei glutenfreiem Brot keine Selbstverständlichkeit. Mittlerweile hat die Autorin des Blogs ein Kochbuch geschrieben.


Das habe ich gestern meinem Sohn zum Geburtstag geschenkt, denn ein glutenfreier Veganer... da fällt so manches an Zutaten weg.

 Kochtrotz ist eine Oase für alle, die an Nahrungsmittelunverträglichkleiten leiden und trotzdem gut und schmackhaft kochen wollen, ohne das Gefühl zu haben, sie müssten mit "Ersatzlebensmitteln" auskommen.

 Sehr gut, Stefanie, danke daß du deine Erfahrungen mit uns teilst.

 Ganz großes Lob !!!

Soviel dazu. 

das ist eins von den "alten" Hühnerkindern, fast schon so groß, wie die Mutter

In der Hühnerkinderstube gibt es nichts Neues, die beiden Schopfhennen befinden sich noch in der "Schwangerschaft", ich denke, daß sie am Wochenende "niederkommen" werden.


Da sie zu zweit auf ihrem Gelege hocken, können sie sich in den Brutpausen gegenseitig vertreten, was ich eine tolle Idee finde. Denn auch eine Mutter braucht mal Pause.

  In meiner Handarbeitsecke beschäftige ich mich im Moment mit der Fertigstellung von älteren, liebengebliebenen Werken, in der Fachsprache auch "UFO" genannt. 


Hier eine Duschmatte aus alten T-Shirts, im Entstehen begriffen.
 Ein dreiviertelfertiger Pullover aus archaischer "Erstspinnwolle", recht robust und hart ( mittlerweile kann ich das besser), aber nichtsdestotrotz von einer rauhen Schöheit. 


Zu schade um in der Ecke liegenzubleiben.

 Und hier habe ich angefangen, ein Armbändchen ( Anregung natürlich aus dem Internet) zu fertigen. Aus altem Schuhmachergarn, das ich in meinen Beständen gefunden habe . 


In meiner "Kreativecke" lasse ich gern mal die Anarchie zu, da fange ich auch was Neues an, wenn das alte Projekt noch nicht fertig ist. 
Reflektiert, geordnet und überlegt muss ich in meinem Arbeitsleben ( beruflich oder ehrenamtlich, haushälterisch) genug sein, da brauche ich am Abend mein kleines Chaos.

Eine rosa Jacke für mein Flüchtlingsmädchen habe ich inzwischen gespendet bekommen, zusammen mit einigen anderen Kleidungsstücken.
 Es ist per Post unterwegs zu mir, ich danke schon mal. 

Ich werde berichten, wenn das Paket da ist.  

Große Sorge bereiten mir im Moment die geplanten Verschärfungen des Asyslrechts, das auch Asylbewerber betrifft, die im Moment in Duldung hier leben. Nach anfänglicher Liberalisierung der Dublin II Gesetze, scheint die Bundesregierung nun wieder zurückzurudern und die bestehende Regelung auch für Syrer zu stabilisieren.


 Zu früh gefreut...

Donnerstag, 18. Juni 2015

Holla die Waldfee


Darüber, was ich mit diesen Tannenspitzen angestellt habe, bin ich noch einen Post schuldig. Das hat aus Zeitmangel vor dem Urlaub nicht mehr geklappt.

Jetzt aber : 

 Meine Hunderunde führt an einer stillgelegten Tannenbaumplantage vorbei. Längst sind die Bäume einer wohnzimmertauglichen Größe entwachsen und ein reges Leben hat sich dort entwickelt.

Manchmal schleiche ich mich zwischen den Tannen durch und genieße das Biotop Wald. Junger Wald. Im Herbst wachsen dort viele Pilze. Stein und Butterpilze.


Fuchs und Hase sagen sich hier gute Nacht, und an Tagen ohne Termine sitze ich am Rand der Plantage und genieße einen Moment das Waldleben, während der Eichelhäher sich furchtbar aufregt und die anderen Tiere warnt, daß da schon wieder diese komische Tante mit ihrem Hund ist.

Von jeder Tanne habe ich nur 10 Triebe genommen, um den Baum nicht zu sehr zu schädigen.
So auch vor ein paar Wochen. Die frischen, neuen Tannenspitzen waren gerade gesprossen und ich hab einfach mal eine probiert ... den harzig-säuerlichen Geschmack fand ich interessant und so hab ich mir ein Rezept aus dem Netz gesucht und einen Tannenspitzensirup gekocht.  

Viel erwartet hatte ich, ehrlich gesagt, nicht, aber das Ergebnis hat mich mehr als überrascht.


"Holla die Waldfee" Sirup ist etwas ganz besonderes. Schmeckt ganz toll im Tee, kann auch verdünnt mit Mineralwasser genossen werden. Und soll sogar Heilkräfte haben bei Husten und Heiserkeit.

Und so habe ich das gemacht : 

Auf 500 Gramm Tannenspitzen etwa einen Liter Wasser. 
Das Ganze eine gute Stunde köcheln lassen. 
Dann den Sud durch ein Tuch gießen, den Tannenspitzen noch im Tuch ausdrücken. 
Den milchigen Tannensaft mit 500 Gramm Zucker ( oder Honig, oder Rohrzucker... ) vermischen und bei kleiner Flamme so lange köcheln lassen, bis ein dickflüssiger Sirup entstanden ist. Den fertigen Sirup heiß in geeignete Flaschen füllen ( Twist-Off ), die Flaschen sofort verschließen.  Wahrscheinlich hält sich dieser Sirup bei entsprechender Lagerung ca. 1 Jahr....


Eine ganz spezieller Sirup ! 

Den mache ich sicher nochmal. Nun ist aber die Erntezeit für Tannenspitzen vorbei, so das ich mit meinen Vorräten bis zum nächsten Mai sparsam haushalten muss. 

etwa 900 Gramm Tannenspitzen haben diese Menge an wirklich aromatischem Sirup ergeben

Passend dazu zeige ich Euch noch ein paar ganz bezaubernde Zeichnungen aus einem antiquarischen Buch, das ich in Dänemark in einem der vielen Charity-Läden gekauft habe.  


Wald - und andere heimische Wildtiere, auch sehr gut zur Reproduktion geeignet, sehen gerahmt als Farbkopie sicher wunderbar aus....


Holla die Waldfee !

Freitag, 2. Mai 2014

Der gute Ton....

Der gestrige Flohmarkt war wegen des Regens schnell beendet. Schade für die Leute, die ihr Zeug schon frühst aufgebaut hatten. Ein paar Kleinigkeiten habe ich gekauft, mit manchem mehr als zufrieden.
Und überhaupt, mehr als zufrieden. Den Rest des Tages eher geruhsam, und über die Lektüre des erstandenen Benimmbuches Anno 1971 an einigen Stellen recht amüsiert verbracht.

 " Paare, gleichviel ob verheiratete, oder nur zufällig zusammengetroffene, bilden eine Einheit im Straßenbild. Sie gehen also im Gleichschritt, verhalten sich so harmonisch und unauffällig wie möglich..."

ach so !! 



 " Der Herr geht immer links von der Dame, es sei denn rechts befinden sich Gefahren oder Schaufenster"



" Herren geben den Damen Feuer. Sie bedienen sich auch gegenseitig mit Feuer. Damen bedienen einander in der Regel nicht mit Feuer, wenn sie nicht durch einen erheblichen Altersunterschied getrennt sind. Die sehr junge Dame gibt natürlich der älteren Feuer " 
 Das wäre dann mal klar.
..... warum einfach, wenns auch schwierig geht ?

 Abgesehen davon, daß Rauchen total aus der Mode gekommen ist ( was ich sehr begrüße) ... ich habe mal von einer älteren Dame kein Feuer, sondern eine Ohrfeige auf offener Straße bekommen, weil ich rauchte. Damals.

oder über das Autofahren : "die ständige oder häufige Begleiterin des Fahrers, meist ist es die Frau oder Verlobte, behält auch dann ihren angestammten Platz
vorn rechts neben ihm, wenn Mitfahrer aufgenommen werden. Dies ganz einfach um der Fahrsicherheit willen.
An das Verhalten seiner Frau, auch in kritischen Situationen, ist der Fahrer gewöhnt ."

Wenigstens muss Mutti nich auf die billigen Plätze, wenn ein anderer Onkel mitfährt.  Is ja schon mal was.
Allein aussteigen können Frauen auch nicht. Und ich hoffe, sie waren an das Verhalten ihrer Männer gewöhnt.


 Aber nicht nur gelacht habe ich ... schnell kommt die Erinnerung an meine  70er Jahre, das Wach- und Erwachsenwerden.

Haben wir auch so ausgesehen ? War ich jemals eine Dame ? Wollte ich eine sein ? Hat sich irgendwann einmal ein Herr Gedanken darüber gemacht, ob er rechts oder links von mir gehen soll, damit ich in ein Schaufenster sehen kann, oder keinen Straßendreck abkriege ,
und wenn nein, hat mich das gestört und den Herrn verschmähen lassen ?  
Bin ich verhungert, weil ich nicht wusste, wo das Fischmesser zu liegen hat ? War ich gesellschaftlich unmöglich, weil mein Begleiter den falschen Schlips umgebunden hat , oder gar keinen, oder im Kleid gekommen ist  ?

 Da mal ein bisschen nachgekramt , finde ich Fotos, die mich zum Beginn der 70er noch im Kostüm zeigen. Mit modernem Haarschnitt,  (Stufenschnitt mit Scheitel)  --- nun ja, das legt wohl die Vermutung nahe, daß ich damenhaft wirken wollte. Wollte !

Nach kurzer Zeit weist das Bild in eine andere Richtung. Der gute Ton, das ist für mich schnell etwas Anderes.


Eingezwängt in Rollenerwartung und Konvention, bin ich nicht allein mit meinen Versuchen, etwas zu verändern.


1973 beginne ich eine verhasste Ausbildung als Arzthelferin. Meine Zwischenprüfung, ein Jahr später bemerkt kein Mensch, ich habe auch noch Stress mit dem Freund, und deshalb gehe ich das erste Mal allein ins Kino. Zur Ablenkung.
 Es ist ein verregneter Sonntagvormittag im Mai. Der Film heisst :
                                    " Harold and Maude ". 

Ich erwarte nichts !!!

Als ich aus dem Kino komme, hat es aufgehört zu regnen, die Sonne scheint, und ich fahre singend auf meinem klapprigen Fahrrad durch Hannovers Straßen nach Hause. 

 Der gute Ton , das hörte sich für mich auch so an..... 



Das ist ziemlich genau 40 unglaubliche Jahre her. Ich bin froh, daß viele Benimmregeln inzwischen Schnee von gestern sind. Ich habe nichts gegen Höflichkeit.

 Aber der "gute" Ton, das ist für mich Herzlichkeit, gesunder Menschenverstand, und gern unkonventionelles Verhalten unter Achtung der persönlichen Freiheit und der Würde jedes Menschen.

Jedenfalls empfinde ich das so.

.... ein verregneter Sonntag im Mai !!!

Donnerstag, 15. August 2013

Rette das Buch

Frisch von meinen Färbetöpfen, bin ich gestern noch schnell losgefahren.
 Ein geschenktes Regal abholen  ( I think it's Schenktime im Hause M)

Naja, das Regal war dann doch nicht so toll. Aber ob ich nochmal schauen wolle, käme alles weg. 
Der gelangweilte Knabe, der dafür zu sorgen hatte, das der Hausstand seiner Großeltern fortkommt, musste mich nicht zweimal bitten.  


 Es war ein erbärmlicher Haufen auseinandergerissener Dinge, an deren hinterem Ende ich 40 antiquarische Bücher gefunden habe.


Eine komplette Schillerausgabe mit geprägten Buchdeckeln. 
 10 Bände von 1876.

Goethe komplett, neueren Datums, und etliche andere, wunderschöne Bücher. 


 Und. Als hätte es auf mich gewartet :
Der Schreck aller Haushaltsschülerinnen seit 1880.

" Das ABC der Küche "
von Hedwig Heyl
Das hauswirtschaftliche Lehrwerk des 19. und 20. Jahrhunderts, das mit Sicherheit mit strengem Regiment der Graus vieler junger Frauen war, die, auf nach der Autorin benannten Schulen, das ernste Fach der herrschaftlichen Haushaltung lernen mussten.  


Ein schweres Buch. Genauso schwer, wie die Gerichte, deren Zubereitung darin beschrieben wird.
 Gerichte die mir und vielen Anderen das kalte Grausen auf die Zunge zaubern würden. 

 Viel, viel Fleisch wurde zubereitet, wurde gebraten, gekocht, gedünstet, eingelegt.
 Für die Herrschaft. Die Bediensteten bekamen Grütze, aßen in der Küche, benutzten den Dienstboteneingang.



Die Kosten für jedes Gericht wurden peinlich genau berechnet.  Bei etlichen Rezepten muss ich schon beim oberflächlichen Durchblättern feststellen, daß ich nicht weiß, um was für eine Speise es sich handelt. Ist vielleicht auch besser so.


Ein zeitgeschichtliches Dokument, an einigen Stellen unfreiwillig komisch, und für mich ein echter Schatz.
.

Ach ja, die unvermeidliche Knopfkiste war auch dabei, eine wunderbare, alte Wolldecke und noch zwei weitere Emaillieschalen. 

Ganz glücklich bin ich dann zu meinen Färbetöpfen zurückgekehrt....

Bücher sind eigentlich nicht mein Ding, aber so wunderschöne Exemplare in die Tonne... das geht echt nicht. 
 Und Sachbücher über meine bevorzugten Themen, auch und gerade antiquarische, machen mir immer wieder Spaß, bringen mich zu Staunen und zum Nachdenken.

In der Zwischenzeit hat meine Rainfarnwollfärbung gut einwirken können.

Mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden. Morgen mach ich mal ein Gruppenfoto... von meiner gefärbten Wolle.

Guats Nächtle euch allen...